24h von Duisburg 12. – 13.8.2006
Das Team: Bernward Elsel (Benni), Kai Felix Schultz (Schlupp), Florian Blümm (Flo), Kai Wittmann (Kai)
Betreuer: Astrid Schwender
Mein erstes Mountainbike Rennen stand kurz bevor. Schlupp hatte mich überzeugt gehabt, dass ich der ideale vierte Fahrer im Viererteam Franken II wäre.
So stehe ich jetzt aufgeregt neben vielen Anderen Bikern in der Wechselzone, kurz vor dem Start-Zielbogen und warte, dass unser erster Fahrer Schlupp in Sichtweite kommt und mir den Staffelstrick überreicht. Wir haben uns am Abend vorher eine aggressive Taktik überlegt. Nach jeder Runde, auf dem 7,7km langen Parcours, wechseln wir den Fahrer, so dass man immer Vollgas geben muss. Zahlreiche Fahrer sind schon durch die Wechselzone gekommen, haben mehr oder weniger gekonnt auf einen anderen Fahrer gewechselt oder sind einfach durch die Zone gefahren, um gleich eine weitere Runde in Angriff zu nehmen. Endlich sehe ich Schlupp auf dem Bike mit dem Staffelstrick in der Hand. Der Wechsel verlief gut und nun war ich aktiv dabei, bei meinem ersten Rennen. Der Erste Teil der Strecke verlief eher flach auf einem alten Bahndamm entlang, es war noch nicht anspruchvoll, doch man spürte die Nervosität bei den anderen Fahrern. Schließlich hatten wir alle jetzt 24 Stunden biken vor uns. Die Strecke führte hinauf auf eine Stahlbrücke. Von der eine steile Treppe nach unten führte. Den ersten Teil musste man das Fahrrad tragen und so staute es sich ein wenig. Zeit zum durchschnaufen. Den restlichen etwas flacheren Bereich der Treppe durfte man wieder fahrend zurücklegen – Gewicht nach hinten, Bremsen auf - und weiter ging es auf einem recht verwinkelten Streckenverlauf durch das ehemalige Stahlwerk. Danach folgten zahlreiche kurze aber knackige Anstiege. Wie viele waren es noch mal? Zwei Stunden vorher sind wir die Strecke einmal abgefahren und erkannten da schon, dass der Streckenverlauf uns einiges abverlangen würde. Technisch war es relativ einfach, doch durch die vielen Anstiege, die verwinkelte Strecke und den daraus resultierenden schnellen Antritten, um wieder Tempo aufzunehmen, war eine Runde sehr anspruchsvoll zu fahren. Ich verlor den Überblick, wo ich mich gerade auf der Strecke befand, ob noch ein weiterer Anstieg folgen würde, oder ich noch weiter in der Ebene herum kurven müsste, da bog ich schon in die Wechselzone ein. Ich Rief laut: „Kai, Kai, Kai!“ Niemand meldete sich, nicht noch eine Runde dachte ich mir. Ich wollte gerade wieder durchstarten, da sah ich Kai direkt vor mir winkend. Die Staffelübergabe klappte problemlos und ich hatte meine erste Runde geschafft.
Unsere Rundenzeiten pendelten sich zwischen 17 und 20 Minuten ein. Je nachdem, ob man einen schnellen Fahrer in der Ebene fand, der einem Windschatten spendete, oder man selber im Wind das Zugpferd spielen musste.
Die ersten Stunden verliefen recht gut, so fanden wir uns, zu unserer Überraschung, bei der ersten Wertung auf Platz 14 wieder. Jetzt war unser Ehrgeiz geweckt und wir strebten eine Top Ten Platzierung an. Bis um 22 Uhr fuhren wir noch im Viererrhythmus, so hatte jeder noch eine Runde im Dunkeln mit Licht zu fahren. Die Strecke war komplett dunkel, nur das Stahlwerk erstrahlte in bunten Farben und zwei technisch anspruchsvollere Abschnitte waren beleuchtet. Hier zahlte sich unsere sehr gute Beleuchtung aus. Wir alle waren mit Lupinen ausgestattet und konnten die Nacht zum Tag machen. Die Rundenzeiten litten nicht wesentlich unter der Dunkelheit. Ein bis zwei Minuten wurden wir langsamer.
Von 22 bis 2 Uhr hatte ich Fahrpause, in der Zeit teilten sich Kai und Flo die Schicht und fuhren immer im Wechsel. Doch an richtigen Schlaf war nicht zu denken. Verschiedene Stromgeneratoren brummten hinter unserem Zelt und der Körper war einfach noch zu angespannt. Ich dehnte mich ausführlich, nahm noch Salztabletten gegen die Krämpfe in den Beinen und massierte meine Beine mit einer durchblutungsfördernden Salbe ein. So lag ich in meinem Schlafsack und wartete darauf, dass ich einschlief. Doch leider passierte nichts. Flo fühlte sich noch sehr wohl auf der Strecke und beschloss noch eine Runde länger zu fahren, so konnte ich 30 Minuten länger verweilen. Um 2 Uhr schließlich machte ich mich wieder fit, duschte, frühstückte ein paar Riegel und zog mir ein klebriges Gel rein.
Die zweite Nachtschicht teilte ich mir mit dem Schlupp. Es lief erstaunlich gut, es machte fast mehr Spaß in der finsteren Nacht zu fahren, als am Tage. Auf der Strecke sah man immer die roten Rücklichter schimmern. Es gab eine schnelle Einfahrt in ein kleines Waldstück, am Tage konnte man mit über 40 km/h dort hinein fahren, doch in der Nacht dauerte es ein paar Runden Überwindung, bis ich mir diesen schnellen Blindflug zutraute.
Ab 6 Uhr in der Früh war Schlupp außer Gefecht, er hat das Essen und die Belastung nicht so gut verkraftet, er übergab sich ständig und außer einem grellem Weiß wollte keine andere Farbe sein Gesicht behellen.
Zu dritt meisterten wir aber noch einen guten Schlussspurt, so dass wir nach 24 Stunden den 9. Platz unter den Viererteams belegten.
Glücklich über den unerwarteten Erfolg bauten wir müde unser Lager ab und fuhren wieder 5 Stunden nach Hause.
Es war eine tolle Erfahrung und garantiert nicht mein letztes Rennen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön, an Astrid, die uns optimal betreutet und an das ganze Team Franken II.
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