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Reisebericht Asien 2004

Tibet


15. Tag Vanijing (2500 m) - Pass (4450 m) - 8 km nach dem Pass (4100 m) (59 km, 7:20 h, 2100 m, 20 - 27 Grad Sonne)

Wie zwei kleine Kinder, wenn sie an Weihnachten auf die Geschenke warten, schauten wir in der Nacht beinahe jede Stunde auf die Uhr, um bloss nicht zu verschlafen. Gegen 2:40 Uhr klingelte endlich der Wecker. Jetzt hiess es schnell zusammenpacken und ab auf die Raeder. Unser erster Checkpoint stand bevor, den wir ungesehen durchfahren mussten. Nur mit unseren kleinen Taschenlampen machten wir uns auf den Weg in Richtung Stadt. Es fiel mir nicht leicht in diesem schalen Licht die Piste und vor allem die grossen Steine zu erkennen, die immer wieder vom letzten Steinschlag auf der Strasse lagen. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt durch die Dunkelheit, bogen wir um eine Kurve und vor uns zeigte sich hell beleuchtet der Checkposten. Niemand war da und so konnten wir ungesehen unter dem Schlagbaum durchfahren.

Auf einmal bekamen wir einen riesigen Schreck: Aus einem kaum beleuchteten Fenster schaute eine Person mit einer Taschenlampe heraus. Sofort waren unsere Lampen aus und wir fuhren vorsichtig weiter. Zum Glueck war das keiner, der uns Probleme machen konnte. Ein weiterer Kontrollpunkt sollte sich auch am anderen Ende des Dorfes befinden. Diesen erreichten wir nach 30 Minuten und auch hier war alles friedlich, die Beamten schienen zu schlafen. Wir fuhren unbemerkt durch und nach weiteren 8 Kilometern fanden wir am Strassenrand einen geeigneten Platz, an dem wir uns noch einmal 2 Stunden hinlegten, bevor wir ein ausgiebiges Fruehstueck einnahmen. Wir haben es geschafft! Die ersten zwei Kotrollpunkte waeren gemeistert! Den weiteren Tag fuehrte die Piste 40 Kilometer bis zu dem 4450 Meter hohen Pass hinauf. Das Wetter war spitze und so hatten wir immer wieder einen tollen Ausblick auf die Schnee bedeckten Berge.

16. Tag 8 km nach Pass (4100 m) - 5 km vor Markam (4000 m) (53 km, 3:45 h, 600 m)

Endlich mal ausschlafen! Die Strecke fuer heute wurde uns genau vorgegeben, da uns in Markam wieder ein Checkpoint erwarten wuerde. Herrlicher Sonnenschein weckte mich gegen 9 Uhr. Die Temperatur stieg wieder deutlich an im Vergleich zur Nacht, in der es nur so um die Null Grad hatte. Der weitere Tag war sehr relaxt, einmal baten uns ein paar Tibeter, die gerade beim Essen waren, ihnen Gesellschaft zu leisten. Es gab Buttertee (mhhhh lecker! *g*) Jogurt und Kaese. Ich hoffe mal, dass wir es gut vertragen.

Die Verstaendigung war recht lustig, wenn wir mit der internationalen Zeichensprache nicht mehr weiter kamen, musste unser Phrasebook weiterhelfen. Schwester, Onkel und Neffe sind nicht so leichte Worte. Aber beim Zeigen der Familienbilder wollten sie genau wissen, wer wer ist. Sorry Birgit, du bist jetzt meine Frau und Fin mein Sohn. Sie wollten es einfach nicht anders verstehen.

Einen richtig versteckten Zeltplatz fanden wir nicht. Gut, von der Strasse aus konnte man das Zelt nicht sehen, aber es fanden sich doch einige Tibeter ein, als wir am Aufbauen waren, Wasser filterten und kochten. Selbst jetzt beim Schreiben bestaunen uns noch zwei Tibeter. Aber es kam noch besser: Steven und ich spielten eine Partie Backgammon im Zelt und auf einmal standen bis zu zehn Kinder um unser Zelt und pressten ihre Nasen gegen das Moskitonetz. Die auf der linken Seite waren meine Fans und die auf der anderen die von Steven. *g*

17. Tag 5 km vor Markam (4000 m) - Lao La Pass (4338 m) - Mekong River (2800 m) - Jyo La Pass (4000 m) - kurz hinter Deng Ba (3700 m) (100 km, 9 h, 2200 m, 0-35 Grad, Sonne)

Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen. Die "Flitzekacke" trieb mich jede Stunde aus dem Zelt. Zudem hatte ich leichtes Fieber. Als um 3 Uhr der Wecker ging, hatte ich noch so gut wie kein Auge zugemacht. Dennoch mussten wir raus, denn uns erwartete in Markam wieder ein Checkpoint, den es ungesehen zu passieren galt. In der Stadt schlugen einige Hund an, als wir durch die nur spaerlich beleuchteten Strassen fuhren. Nach ein paar Kilometern lag der Kontrollpunkt vor uns, er war unbeleuchtet und wir konnten so unbemerkt den Schlagbaum queren. Gluecklich ueber das erfolgreiche Passieren fuhren wir weiter durch die dunkle Nacht.

Auf einmal tauchte neben uns ein bellender Schatten auf. Der Hund machte noch einen recht harmlosen Eindruck. Er fuehlte sich wohl etwas gestoert, dass wir in sein Revier eingedrungen waren. Doch ploetzlich tauchte ein ganzes Rudel von aggressiven Bestien auf. Sie bellten nicht nur laut, sondern versuchten auch nach uns zu schnappen. Ich hatte sofort das CS-Gas und Steine zur Hand, doch bei ca. 10 Hunden war ich damit machtlos. Wir probierten, die Flucht zu ergreifen, doch immer wieder bissen sich die "Hoellen Hunde" im Reifen, am Haenger und in den Taschen fest, um uns so von den Raedern zu zerren. Panik, Angst und der Kampf ums Ueberleben ermoeglichten es, Kraefte frei zu setzen, wo keine waren. Irgendwie entkamen wir den Bestien mit letzter Anstrengung. Nach ein paar Kilometern hielten wir erschoepft vom Kampf und der Flucht an, um den Schaden zu betrachteten. Gebissen wurde zum Glueck keiner, doch an den Taschen sah man deutliche Bissspuren und ein wenig Blut. Wir beschlossen ein kleines Stueck weiter zu fahren, bevor wir uns in den Strassengraben legten und auf den waermenden Sonnenaufgang warteten. Noch immer pochte mein Herz. Diese Attacke werde ich nicht so schnell vergessen.

Nach dem ersten Pass folgte eine 30 Kilometer Abfahrt zum Mekong hinunter. Das Tal war auf einmal trocken und heiss. Oben hattte ich noch meine Daunenjacke bei Null Grad an und hier unten erwarteten uns 35 Grad. Es gab einen Truckstop, so konnnten wir das erste Mal seit vier Tagen Essen gehen und mal keine Instant-Nudeln essen. Es haengte sich ein weiterer 4000der Pass an, den wir uns hoch quaelten, bevor wir im naechsten Tal einen geeigneten Zeltplatz fanden. Aber natuerlich entdeckten uns auch wieder einige Tibeter und bestaunten die weissen Maenner beim Essen.

Was fuer ein Tag geht heute zu Ende. Jetzt reicht mir erstmal das Abenteuer! Gegen die Attacken der Hunde haben wir uns Strategien einfallen lassen, wie wir sie das naechste Mal bekaempfen werden. Wenn gar nichts mehr hilft, muss mein grosses Messer aus Laos im Nahkampf herhalten, welches ich immer griffbereit am Fahrrad habe.

18. Tag kurz hinter Deng Ba (3700 m) - Tangda La Pass (5008 m) - 14 km nach dem Pass (Zelten neben der Strasse) (4350 m) (51 km, 5:20, 1550 m, 9 - 28 Grad, Sonne und Wolken)

Nach dem recht anstrengenden gestrigen Tag stand vorerst Ausschlafen auf der Tagesordnung. Da wir direkt an einem Wildbach zelteten, wurde der Vormittag fuer ausgiebiges Waschen genutzt. Gegen 13 Uhr haben wir uns auf den Weg gemacht und nahmen unseren ersten 5000er Pass in Angriff. Er fiel uns erstaunlich leicht. Klar, dass man ganz schoen aus der Puste kommt, wenn man singt oder auf der Passhoehe den Sieger- und Schoen-Wetter-Tanz auffuehrt, aber keiner von uns beiden fuehlte sich restlos erschoepft. Wir erreichten den Pass erst gegen sieben Uhr, so dass wir auf der Abfahrt mit der Zeltplatzsuche beginnen mussten. Es gab viele Gelegenheiten, aber wir wollten unterhalb von 4500 m schlafen. Als wir Wasser in einem Bach holten, waren wir sofort von zahlreichen Kindern umringt. Sogar als wir losfuhren, liefen sie noch einige hundert Meter neben uns her. Jaja, hier waechst die Sportelite Tibets heran. *g*

19. Tag 14 km nach dem Pass (Zelten neben der Strasse) (4350 m) - Zuogong - 2 km vor Zuogong (3850 m) (33 km, 1:45 h, 220 m, 5-25 Grad, Sonne und Wolken)

In neuer Frische erwachte ich um 8 Uhr vom Wecker und schon kurz darauf beendeten wir die Abfahrt des gestrigen Tages. Nach wenigen Kilometern durchfuhren wir eine groessere Stadt, in der man laut Beschreibung gut essen, einkaufen, interneten und andere noetige Dinge erledigen kann, ohne dass Gefahr droht. Wir beschlossen aber trotzdem den Aufenthalt nur fuers Einkaufen zu nutzen und die Stadt so schnell wie moeglich zu verlassen.

Etwa 2 Kilometer ausserhalb der Stadt wollten wir gerade zu einem verstecktem Fruehstuecksplaetzchen abbiegen, als uns drei Zivilpolizisten mit ihren Motorraedern anhielten. Sie wollten die Paesse sehen und natuerlich ein Permit. Wir stellten uns auf dumm und taten so, als wuessten wir nichts von einem Permit. Es half leider nur bedingt. Sie notierten sich unsere Daten, gaben uns die Paesse zurueck und forderten uns auf, wieder nach Kunming zu fahren, um dort ein Permit einzuholen. Sie begleiteten uns in die Stadt, wo sie uns zu einem Restaurant brachten, in dem wir essen durften. Jetzt konnten wir uns auch so lange wie wir wollten in dem Staedtchen aufhalten. Das Internet funktionierte nicht, oder was wir eher vermuten, sie wollten uns nicht als Kunden haben. Das Telefon war nur fuer Inlandsgespraeche ausgerichtet, so blieben wir nicht lange und unsere Lieben in der Heimat muessen sich noch einwenig auf eine Nachricht gedulden.

Wir beschlossen, die Stadt zu verlassen und in der Naehe ein verstecktes Plaetzchen zu suchen, wo wir bis in die fruehen Morgenstunden verweilen werden, um dann gegen 3 Uhr wieder die Stadt zu durchfahren und im Schutze der Dunkelheit so weit wie moeglich wegzukommen. Ein bisschen Glueck hatten wir in der Situation schon, es haette auch eine Geldstrafe geben koennen und sie haetten uns in einen Bus nach China setzen koennen. So warten wir einen weiteren Tag und hoffen auf eine dunkle Nacht.

20. Tag Zuogong - Tianduo - Zuogong (136 km, 9:10h, 850 m)

Die ganze Nacht hatte es durchgeregnet, doch puenktlich zum Aufstehen, gegen 3 Uhr, hoerte es auf. Durch die dicke Wolkendecke drang nur wenig Licht, so dass es trotz gut beschaffener Strasse nur sehr langsam und vorsichtig vorwaerts ging. Die Stadt erreichten wir nach wenigen Kilometern, es ist erstaunlich, wers sich um diese Uhrzeit so alles auf der Strasse rumtrieb. Ein paar Trucks wurden fuer den naechsten Tag klar gemacht, aus zwei Nachtclubs drang noch ein Beat in die Nacht und auf einem Balkon standen zwei Betrunkene. Deren Gespraech haette ich gerne gehoert. " Sag mal, hast du das gerade gesehen?" "Was?" "Das glaubst du mir nie! Zwei Radfahrer um 4 Uhr!" "Ach komm, erzaehl kein Mist und trink lieber noch ein Bier!" So wird es wohl gewesen sein.

Trotz des Trubels kamen wir ungesehen durch die Stadt. Danach schreckten uns immer wieder Felsbrocken oder Erdrutsche auf, die ploetzlich die Strasse versperrten. Mit unseren kleinen Diodenlampen sahen wir nicht so viel und so musste man immer auf alles vorbereitet sein. Etwa 35 Kilometer schafften wir in der absoluten Dunkelheit, bis wir im ersten Licht eine Pause einlegten, um etwas Kaffe und Porridge aufkochten. Wir muessten es geschafft haben, doch als gegen 11 Uhr uns ein Polizei Auto ueberholten und dann zoegerte, ob er weiter fahren sollte oder nicht, wurde uns anders zumute. Er hielt. Drei Polizisten in Uniform stiegen aus und fuchtelten mit ihren Haenden in der Luft herum. Keiner von ihnen konnte Englisch, so drueckten wir ihnen unser Phrasebook in die Hand. Dies half jedoch nicht weiter, so dass sie uns klar machten, wir muessten ihnen in den naechsten Ort folgen. Dort gab es ein Telefon und wer war an der anderen Seite der Leitung dran? Der Polizist von gestern! "Ich habe euch doch gestern bereits gesagt, dass das Gebiet geschlossen ist! Bitte kommt in mein Buero zurueck!"

Was soll man da machen? Wir haben bei einer ausgedehnten Mittagspause lange darueber nachgedacht: Wir koennten weiter fahren und noch mehr Nachtfahrten einlegen, so wuerden wir bestimmt Lhasa erreichen. Allerdings hat der Polizist unsere Daten und spaetestens in Lhasa bekommen wir dann richtig Probleme. Ich will ja nicht nur nach dorthin, sondern danach auch noch 2 Monate durch China und Tibet radeln. Es war eine sehr schwere Entscheidung und diese hiess: Wir geben auf! Man muss auch mal verlieren koennen. So kommen wir wenigsten mit einem blauen Auge davon.

Der Rueckweg nach Zuogong fiel uns nicht gerade leicht, die Motivation war gleich null und ueberdies hatten wir einen strengen Gegenwind. Nach 5 Stunden Fahrt kamen wir in die Stadt. Wir hatten keine Ahnung, wo wir die Polizeistation finden sollten. Ein Mann zeigte in einen Hinterhof, wir fuhren rein und ploetzlich waren wir von ein paar bewaffneten Soldaten umzingelt, die uns zwangen, anzuhalten. Neben uns befanden uns ein paar Polizeiautos, wir zeigten auf diese, damit sie verstanden, was wir wollten, doch sie draengten uns zurueck. Da kam auch schon unser Polizist angelaufen. "Sagt mir bitte einen Grund warum ihr nicht zurueck gefahren seid?" "Aehhh, es hat geregnet, es ging bergauf und in die andere Richtung nicht und da....." "Ok, please go now!" "Das werden wir machen, aber wir wollen nicht mehr Fahrradfahren, gibt es hier einen Bus, koennten Sie uns da weiterhelfen?" "Sucht euch ein Hotel, ich werde mich darum kuemmern! Ich finde euch!"

Na, das war ja nicht schlecht, wir kommen ohne Strafe davon und unser netter Polizist stellt sich als Touristagent heraus. Am spaeten Abend klopfte es an unsere Hotelzimmertuer und da stand er. Er hat einen LKW organisiert, mit dem wir morgen nach Chengdu fahren koennen. 400 Yunan solle es kosten. Wir stutzten erst, denn schon lange hatten wir keine so hohe Zahl mehr gehoert, aber wenn man ueberlegt sind 20 Euro pro Person ganz ok. Wir wussten zu dem Zeitpunkt auch noch nicht wie weit die Strecke war. Unsere Karten hoerten alle an der Tibetischen Grenze auf.

21. Tag - 24. Tag Zuogong - Chengdu (1000 km Lastwagen)

Gegen acht Uhr sollte uns der Lastwagen abholen und so sassen wir nun an der Strasse und betrachteten das Stadtgeschehen. Es passierte nicht viel, aber wenn jemand etwas unternahm, dann langsam. Die Hoehe laesst nichts anderes zu! *g* Auch froehnte jeder dem Spucken und musste dieses moeglichst laut, mit einem tiefen Roecheln vollziehen. Nach einer Stunde kam unser "Polizeitouristagent" und meinte, dass der LKW vor der Polizei auf uns warte. Das Gepaeck wurde sorgfaeltig auf der Ladeflaeche verstaut und befestigt. Dann ging es los. Wir sassen mit dem Fahrer vorne und hinter unsere Sitze quetschte sich noch eine junge Chinesin.

Schon von Anfang an stellte sich heraus, dass wir auf keinen langsamen Fahrer gestossen sind. Natuerlich freute uns dies, da wir unser Ziel, Chengdu, so schnell wie moeglich erreiche wollten. Aber so schnell haette es auch wieder nicht sein muessen. Immer wieder hofften wir, dass er nicht die Abkuerzung direkt ueber den Abhang hinunter nehmen wuerde. Strassenbegrenzungen gab es keine, zudem wurde der Weg lediglich frei gehupt, denn mehr Platz, als fuer ein LKW war nur selten auf der Piste. Ich muss jedoch erwaehnen, dass wir etwa jede Stunde einem Fahrzeug begegnet sind. Gegen Nachmittag war die Strasse gesperrt, ein Erdrutsch hatte die Piste versperrt und sie musste erst freigeschaufelt werden. Unser Fahrer, "Race Lee", wie wir ihn liebevoll nannten, nutzte die Gelegenheit, um einen Vorderreifen zu wechseln. Schade, dass der Erdrutsch jetzt schon war, denn der Reifen haette bestimmt noch eine Stunde gehalten, bevor er sich voellig aufgeloest haette. *g*

Nach zwei Stunden ging es einen Kilometer weiter, hier wurde jetzt an einer Baustelle gewartet. Es war eine eigenartige Stimmung, die Daemmerung brach herein und andere Trucker, die mit uns warteten, liessen sich in den Truckstops nieder. Nur unser Fahrer wartete auf etwas. Keiner wusste auf was und wie es weiter gehen sollte: Ob wir hier schlafen wuerden, im Lorry oder wo anders? Auf einmal bekam "Race Lee" ein Zeichen, startete und preschte an allen anderen vorbei. Es folgte eine wilde Fahrt durch die Baustelle, natuerlich ohne Licht! Immer wieder tauchten vor uns tiefe Loecher und andere Hindernisse auf. Wir dachten uns nur, jaja, dass kennen wir, so sind wir die letzten Tage auch immer gefahren! Es muss eine illegale Aktion im Spiel gewesen sein, denn wieder und wieder drehte sich der Fahrer um und pruefte, ob uns jemand folgte. Es folgte uns niemand. Wie auch bei dem Tempo!!! Nach 30 Minuten und als wir wirklich ueberhaupt nichts mehr sahen, atmete er tief durch und schaltete das Licht an. Wir hatten es geschafft. "Das ist unser Mann, er hat genau dieselben Tricks drauf wie wir, nur dass wir im fruehen Morgen gefahren sind und erwischt wurden! *g*

Die Baustelle nahm kein Ende. Ab und an durchquerten wir eigenartige Tore, so begannen wir die Fahrt wie ein Computerspiel zu sehen. Jedes Tor bedeutet ein neues Level und die Fahrt im Dunkel war der Kampf um das Extraleben, welches wir auch spaeter noch dringend benoetigten! *g* Es begann mit dem Nachtfahrtlevel, welches nach dem Steinschlagszenario kam. Immer wieder donnerten einige kleinere und groessere Steine vom Berg herunter, denen man ausweichen musste. Es forderten noch ein Schlagloch, Bergfahrt, Ueberholrally (man muss so viele LKWs wie moeglich hinter sich lassen) und noch viele weitere Levels heraus.

Unser erster Stopp war in einem recht "netten" Truckstop. "Race" war dort wohl ziemlich beliebt und so wurden auch wir freundlich mit Bier und gutem Essen empfangen. Am zweiten Tag hoerte die Baustelle nicht mehr auf, es ging ueber zwei weitere Paesse und die ueberaus schlechte Piste, wenn man diesen Begriff ueberhaupt verwenden kann, strapazierte unser Sitzfleisch und unsere Arme sehr, denn mit denen versuchten wir uns staendig irgendwo festzuklammern. Langsam stellten wir drueberhinaus fest, dass die Zeichen des Fahrers, auf unsere Frage wie lange die Fahrt noch dauern wuerde, nicht Stunden, sondern eher Tage heissen sollten.

Die zweite Nacht war ein Horror: Das Zimmer war gut, doch es gab kein fliessendes Wasser und die Toilette befand sich draussen. Dies ist natuerlich nicht weiter tragisch, aber wenn man einen Blick in den Bretterverschlag geworfen hatte, wusste man sofort, dass man wirlich nur in ganz, ganz dringenden Faellen das stille Oertchen aufsuchen sollte. Man lief auf ein paar Brettern und dazwischen befanden sich Spalten, in denen sich die Hinterlassenschaften bis ueber die Bretterhoehe tuermten. Abgesehen davon musste man darauf hoffen, alleine sein, denn in dem Verschlag war Platz fuer 5 Personen, Trennwaende oder Maeuerchen gab es nicht.

Der dritte Fahrtag war etwas relaxter, die Strasse wurde besser und so holperte es nicht mehr ganz so schlimm, jedoch verbrauchte unser Fahrer dafuer das "Extraleben" auf der Abfahrt bei seinem waghalsigen Fahrstil. Wenn wir ihn aufforderten, der Bremse ein bisschen mehr Respekt zu zollen, hatte wir 15 ruhigerer Minuten, doch dann begannen seine Augen langsam wieder zu glaenzen und ab ging die Post. Jedoch fuehrte uns die Strasse durch die gesamten Schoenheiten Sichuans, die Grashuegel, Berge und das restliche Hochgebirge mit Schnee bedeckten Bergen bis zu 7500 m. Gegen Nachmittag machten wir einen Stopp bei einem Badehaus. Jeder bekam ein eigenes Becken mit heissem Wasser gefuellt, in das man stieg und sich ausfuehrlich waschen konnte. Was fuer ein Genuss! Nach den sehr staubigen und verschwitzten Tagen im Lorry, war es eine Wonne, sich gruendlich zu waschen. Danach musste ich zwar wieder in die Kleidung, die ich schon seit 8 Tagen trage, Gelegenheiten zum Waschen gab es nicht, aber dafuer fuehlte ich mich kurz sauber.

Unsere letzte Unterkunft war wieder recht familiaer und als wir "Race" fragten, ob er ein paar Bier mittrinken wolle, kam richtig Freude auf. An unserem letzten Tag machte uns der Fahrer klar, dass er keinen Auftrag in Chengdu habe und deshalb nicht weite fahren koenne. Wir konnten ihn noch ueberzeugen, dass er fuer die restlichen 200 km einen anderen LKW organisierte, und so wechselten wir Fahrer und Fahrzeug. Was fuer eine Schlafmuetze war er im Vergleich zu "Race"! Auf einmal gab es Geschwindigkeitsbegrenzungen und auch die Haltebuegel mussten wir kein einziges Mal benutzen.

25. - 27. Tag Chengdu (500 m)

In Chengdu haben wir ein ganz nettes Hostel gefunden und gleich in der ersten Nacht das Endspiel angeschaut. Doch nach der ersten Halbzeit sind wir eingepennt und durften erst in der Frueh erfahren, dass Griechenland Europameister geworden ist! 3 - 5 Uhr ist aber auch wirklich ein harter Kampf fuer Fussball. Jetzt warten wir auf unser Permit und Flug nach Lhasa, der voraussichtlich am 8.7 gehen wird. Am heutigen Tag habe ich einen Ausflug nach Leshan gemacht, da man dort ohne Probleme sein Visum schnell und unkompliziert verlaengern kann. Ausserdem befand sich am Fluss die groesste Budda-Statue der Welt, die mit beeindruckenden 70 Meter Hoehe den Schiffskapitaenen Glueck bringen soll.

20.06.2004; Tibet, Shingatze (Bericht vom Tag 25-34, 08.07. - 17.07.)

25. Tag Chengdu - Lhasa (Tibet) (44km)

Den Weg zum Flughafen zu finden war nicht schwer: Ein Flugzeug ist mit Gesten schnell und leicht dargestellt und schon weist jeder in die richtige Richtung. Zu unserem Erstaunen mussten wir nichts fuer die Fahrraeder und unser "bisschen" Ubergepaeck bezahlen. Genauso wenig hatte das Personal der Fluggesellschaft gegen drei grosse Taschen Handgepaeck pro Kopf einzuwenden. Wenn wir sie trugen und uns eine offizielle Person begegnete, versuchten wir immer den Eindruck zu vermitteln, es gaebe nichts leichteres als die paar Taschen mitzuschleppen. Leider verspaetete sich der Abflug, da das Wetter in Lhasa wohl zu schlecht war. Als Entschaedigung erhielt jeder einen Essensgutschein und mit zwei Stunden Verspaetung erhoben wir uns schliesslich in die Luefte.

Der Flughafen von Lhasa liegt ein kleines Stueck ausserhalb der eigentlichen Stadt. Ganze 90 km! Es standen einige Busse zum Transfer bereit, deren Fahrer sich um alle Touristen schlugen, nur uns wollte keiner mitnehmen. Schade, daraufhin blieb uns nur noch uebrig, selbst zu fahren und auf einen LKW zu hoffen. Kurz nach dem Flughafen passierten wir ein grosses Transparent, auf dem geschrieben stand: "Welcome to Tibet again!" Das traf's ziemlich genau! Nach dem kleinen Umweg, ueber 1000 km, 4 Tage LKW und ein paar Tage auf den Flieger warten, erreichten wir endlich unserer Ziel. Wir fanden wir nach einigen Kilometern einen Lorry, der uns mit nach Lhasa nahm und so kamen wir am spaeten Abend an unserem lang ersehnten Ziel an.

26. - 27. Tag Lhasa

In Lhasa gibt es ein paar ganz huebsche Ecken, aber ansonsten ist es eine ganz normale chinesische Stadt: Breite Strassen, haessliche Haeuser und viele Gefaehrte, die von ihren Besitzern nur bedingt beherrscht werden. Was wirklich schoen ist, ist die Tatsache, dass die Tibeter trotz der zahlreichen modernen und westlichen Einfluesse stets zu ihrer Tracht stehen und sie tragen. Selbst bei den Moenchen, die stark an deren eigene Tracht gebunden sind, kann man bei genauer Beobachtung immer wieder ein kleines "The North Face" Embleme entdecken. Nirgends kann man so viele Outdoorkleidung Kopien entdecken wie in Lhasa. Lhasa hat zudem eine Altstadt, in deren engen Gassen man gemuetlich schlendern und einige Souveniers, die niemand braucht, kaufen kann. Der grosse Palast ist natuerlich auch zu erwaehnen, dessen Eintrittspreis jedoch in keinem Verhaeltnis zu den anderen Preisen steht. Er ist viermal so hoch wie eine Uebernachtung! Den letzten Tag unseres Aufenthaltes nutzten wir vor allem mit den Vorbereitungen fuer unser anstehenden Abenteuer, die Fahrt zum Mt. Everest Basis Camp.

28. Tag Lhasa (3700) - Road construction house, 7 km vor Kamba La (4500) (99 km, 7:10 h, 1000 m, 15 - 5 Grad, Regen, Wolken, wenig Sonne)

Um sieben Uhr sassen wir bereits auf den Radeln. Dadurch, dass wir uns wesentlich westlicher befinden als in Chengdu, war es noch dunkel. In China gibt es nur eine Zeitzone, weshalb der Tag eine halbe Stunde spaeter beginnt. Die ersten 70 Kilometer liefen recht locker auf flacher Strasse, doch dann begann das Desaster. Die Strasse hoch zum Kamba La (4800 m) war gerade unter Construction, dies bedeutet, dass wir manchmal 20 - 30 Zentimeter im Schlamm versanken und die Radel nur mit aller Kraft weiter schieben konnten. In "normaler" Hoehe ist dies vieleicht gut moeglich, doch in ueber 4000 Metern wurden wir nach jeder Schiebepassage und auch so alle 100 Meter zu Pausen gezwungen. Mein Husten und die Margen-Darm-Probleme erleichterten die Sache natuerlich nicht. Immer wieder stellte ich mir die Frage, warum ich mich nur so quaele. Es war kalt, regnete und hinzu kam dieser verdammte Schlamm. Urspruenglich hatten wir vor, ueber den Pass zu fahren und auf der anderen Seite am See zu zelten. Doch gegen 19 Uhr ging bei mir nichts mehr! Ich war fix und alle sowie am Ende meiner Kraefte. Genau zu diesem Zeitpunkt passierten wir eine der Arbeiteunterkuenfte. Gott sei Dank hatten sie auch noch zwei Schlafplaetze fuer uns und schon kurze Zeit spaeter fiel ich mit Fieber in einen unruhigen Schlaf. Steven bekam noch etwas zu essen und unterhielt die Arbeiter bis spaet in die Nacht.

29. Tag Road constraction house 7 km vor Kamba La (4500) - Kamba La(4800) - Baidi (4230) (43 km, 5:10, 600m, 8 - 20 Grad, Regen, Wolken und etwas mehr Sonne)

Es ist erstaunlich, was der Koerper so alles verkraftet. Ich fuehlte mich am Morgen schon wesentlich besser und so machten wir uns auf den Weiterweg. Es begann damit, womit es aufgehoert hatte. Es regnete und wir hievten die Raeder durch den Schlamm. Nach einer Stunde hatten wir gerade mal 2,5 Kilometer geschafft. Nach weiteren zwei Stunden haben wir dann endlich den Pass erreicht. Vor uns lag, nur schwer durch die Wolken erkennbar, ein grosser See, an dem die Strasse den restlichen Tag entlang fuehrte. Die Abfahrt war fast genauso anspruchsvoll, wie der Weg nach oben. Mit voller Konzentration schlitterten wir die schlammige Piste zum See hinunter.

Und dann gibt es immer wieder die Momente, in denen ich weiss, warum ich mich so quaelte. Die Sonne zeigte sich und liess den See inmitten der Berge in den verschiedensten Blautoenen schimmern. Ja, es ist wundervoll, hier zu sein, selbst wenn der gestrige Tag und der heutige Morgen aeusserst anstrengend waren. Die weitere Strasse fuehrte am See entlang, doch auch hier stand diese noch unter Construction, so dass an ein zuegiges Weiterkommen nicht zu denken war. Zudem befanden wir uns noch auf 4250 m Hoehe. Die Stadt Nagartse, die wir anvisiert hatten, erreichten wir durch die schlechte Strassenbeschaffenheit nicht mehr, weshalb wir am See zelteten. Unsere Fahrraeder waren von den letzten zwei Tagen sehr gezeichnet. Sie waren total mit Schlamm ueberzogen und so tat ihnen das Bad im See recht gut. Ich hoffe, dass ich morgen all meine Gaenge wieder ohne Probleme benutzen kann. Auch waere es ganz nett, wenn die Bremsen wieder funktionieren wuerden.

30. Tag Baidi (4330) - Nargatze - ca. 4 km vor Karo La (4850 m) (42 km, 4:30 h, 650 m, 5 - 20 Grad, Sonne, Hagel und Regen)

Himmel und Hoelle liegen dicht bei einander, dies mussten wir in den letzten Tagen immer wieder erkennen. Der Schlamm hat uns schon sehr mitgenommen. Auf unseren frisch geputzten Raedern machten wir uns relativ spaet auf den Weg, meine Bremsen hatten sich gestern voellig aufgloest und drei Speichen waren gerissen. Doch es begann gleich wie der letzte Tag aufgehoert hatte. Schlamm! Nach nur wenigen Metern drehte sich bei mir nichts mehr, alles war mit der zementartigen Masse eingesaut. Deshalb vergroesserte ich den Abstand vom Schutzblech zu den Reifen und danach lief es wieder einigermassen. Immer wieder passierten wir Jeeps und LKWs, die in dem bis zu 30 cm tiefen Matsch oder in dessen zahlreichen Furten stecken geblieben sind. Gegen Mittag erreichten wir unser lang ersehntes Ziel Nagartse, eine Kleinstadt. Wir nannten sie schon "far far away", da in unserer "tollen" Nelles-Karte die Entfernung mit 40 km falsch angegeben war und der Weg sich auf Grund der schlechten Piste sehr in die Laenge zog. Es hat schon seinen Grund, warum das Motto von Nelles "explore the world" lautet. Durch fehlerhafte Angaben macht man natuerlich noch viel intensivere Erfahrungen. An dieser Stelle: "Danke, Nelles!"

In der Stadt gab es endlich mal wieder vernuenftiges Essen. Doch bevor wir das Restaurant betreten durften, wurden uns die Fuesse und Haende gewaschen. Es war auch dringend notwendig, denn von den vielen Schiebepassagen, in denen wir bis zu den Knien versanken sahen wir dem entsprechend aus. Das Essen war grandios. Der Preis auch! Stolze 100 Yunan wollten sie fuer die Speisen. Immerhin schenkten sie uns noch zwei Dosen Cola. Nur weil die Strasse so grottenschlecht ist und deswegen fast keine Touristen in die Stadt kommen, muessen sie doch ihr Wochengeschaeft nicht mit uns machen! Den restlichen Tag liessen wir es gemuetlicher angehen, beim naechsten Fluss befreiten wir wieder die Bikes vom Schlamm, in der Hoffnung, dass sich der Strassenzustad bessere. Dies war auch der Fall und so fuhren wir von Gegenwind und Hagel begleitet ein imposantes Tal hinauf, in dessen Seitenarmen wir Gletscher erblickten. Gegen 19 Uhr fanden wir einen sehr windgeschuetzten Zeltplatz mit Blick auf die Gletscher.

31. Tag ca. 4 km vor Karo La (4850 m) - Karo La (5010m) - 20 km vor Gyangze (4150 m) (60 km, 4:20 h, 550 m)

Die Nacht war kalt und stuermisch, der Schnee kam fast bis zu unseren Zelten herunter und so fiel das Aufstehen nicht gerade leicht. Die Haferflocken mit verschiedenen Trockenfruechten in heisses Wasser geweicht erzeugten jedoch Waerme und so machten wir uns bei leichtem Schneefall zum Pass auf. Leider blieben die meisten Gletscher hinter der dicken Wolkendecke verborgen und wir konnten nur erahnen, wie imposant die Berge hier aussehen muessen. Nach einer kleinen Abfahrt kamen wir in ein komplett anders beschaffenes Tal. Das war sehr weit und erweckte nicht den Eindruck, als befaende man sich hier im Hochgebirge. Doch folgte man ihm weiter, so wurde es wieder enger und auch trockener. Nur wo bewaessert wurde, war Landwirtschaft moeglich, die Haenge nahezu vegetationslos und sehr stark von Erosion gepraegt. Die Sonne, die mittlerweile die dichte Wolkendecke durchbrochen hatte, nutzten wir um all unsere Sachen wieder zu trocknen: Schlafsack, Zelt und Kleidung. Gegen Abend baute sich vor uns eine Sturmfront auf. Schnell suchten wir einen passenden Zeltplatz, was uns allerdings einige Probleme bereitete, entweder war er dem Wind zu sehr ausgesetzt oder er drohte aber bei starkem Regen ueberschwemmt zu werden. Wir fanden schliesslich einen, hatten aber am naechsten Morgen ein wenig Wasser in unseren Zelten.

32. Tag 20 km vor Gyangze (4150 m) - Shingatze (3850 m) (122 km, 6:10 h, 230 m)

Heute gibt es nicht viel zu schreiben. Aufgrund des schlechten Wetter blieben wir lange in den Zelten. Gegen Mittag erreichten wir Gyangze und von da an hatten wir wieder eine geteerte Strasse unter unseren Reifen. Die anschliessenden 90 km liefen recht locker bei sich besserem Wetter. Die Landschaft war ok, aber nicht spektakulaer.

33. - 34. Tag Shingatze (3850 m)

Ruhetag! Ach, an so einem Tag hat man doch allerhand zu tun. Meine Erkaeltung hatte sich in den letzten Tagen nicht gebessert und so suchte ich einen Arzt auf. Auf die Frage im Hotel nach einem Mediziner, fragten sie mich: "Chinesischer oder Tibetischer?" "Naja, ein guter waere nicht schlecht!" Ich glaube, ich bin bei einem chinesischen gelandet. Er fuehlte den Puls zweimal mit der Hand und gab mir dann zwei Medikamente. Das ganze hat 1,5 Euro gekostet und so hoffte ich, dass die Medizin auch hefen wuerde. Da ich mich doch schlapp fuehlte und die Stadt recht interessant ist, beschlossen wir, noch einen weiteren Ruhetag ein zu legen und Besorgungen erledigen, Permit fuer die naechsten 10 Tage besorgen (wir werden uns die naechsten Tage das erste Mal legal in Tibet bewegen) und das wunderschoene Kloster besichtigen. Jetzt am Abend steht das Eroeffnungsspiel des Asia Cups an, China gegen Baharain, endlich mal ein Sportereignis zu einer normalen Zeit! Tour de France wird zwar auch uebertragen, aber 1 Uhr ist schon eine harte Zeit.

20.06.2004; Tibet, Namru (Bericht vom Tag 35-51, 18.07. - 03.08.)

35. Tag Shingatze (3850m) - Silong - 10 km weiter (4150m) (91 km, 6:10, 750m)

Das Wetter ist fast jeden Tag gleich. Nachts regnet es bis maximal 23 Uhr, danach, klart es etwas auf und die Sonne zeigt sich. Gegen Abend faengt der Regen an. So tröpfelte es noch ein wenig, als wir gegen 8 Uhr die Stadt verliessen. Vorher hatten wir uns noch ordentlich mit Brot eingedeckt, das meist aus Hefeteig gemacht wird und entweder suesslich oder salzig schmecken kann.

Den Friendship Highway muss man sich etwas anders vorstellen, als der Name vermuten laesst. Es gibt einige Abschnitte, die asphaltiert sind, aber größtenteils muss man auf der Strecke Schlagloechern ausweichen oder sich den Allerwertesten durch die wellblechartige Strasse massieren lassen. Abgesehen davon kommt man nicht umhin, immer mal wieder ein paar Baeche zu furten. Der Verkehr haelt sich in Maßen, aber trotzdem reicht er, da man bei jeder Begegnung mit einem Fahrzeug in eine dichte Staubwolke gehüllt wird.

Der heutige Tag war recht abwechslungsreich und vom Profil her sehr gemuetlich. Was als einziges anstrengender wird, sind die Kinder. Sobald sie mich entdecken, kommen sie angerannt, betteln und manchmal probieren sie sogar Dinge vom Fahrrad zu stibitzen. Bisweilen lauern sie extra bei Schlammpassagen, denn dort muss man immer etwas langsamer fahren. Bis jetzt durften sie sich stets mit unserem Muell vergnuegen, der am aufaelligsten am Fahrrad haengt. Auch heute beim Zelten haben sie uns wieder entdeckt und dann hatten wir keine Ruhe mehr, bis wir ihnen eine leere Cola Flasche sowie je ein kleines Brot geschenkt haben. Das Brot haelt sich sowieso nur einen Tag und so ist es schoen, wenn sie sich noch darueber freuen. Natuerlich ermuntert man sie dadurch zu betteln, allerdings habe ich noch keine richtige Loesung gefunden. Bei den Dingen handelt es sich zu mindest um grundlegende Nahrungsmittel, nicht um irgendwelche Luxusartikel.

In der Ferne braut sich gerade ein Gewitter zusammen. Zum Schutz vor dem Wasser, haben wir kleine Waelle und Rinnen um unsere Zelte gezogen. Ich hoffe es wird eine trockene Nacht. Gute Nacht!

36. Tag 10 km nach Silong (4150m) - Tsuo La (4500m) - 10km nach Lhaze (4200m) (74 km, 5:30, 750m)

Die Nacht blieb relativ trocken. Gleich auf dem ersten Kilometer hielt neben uns ein Jeep, dessen chinesische Insassen heraus sprangen und uns alle moeglichen Fragen auf Chinesisch stellten. In der Zwischenzeit erreichten uns ferner vier andere Gelaendewagen und sofort mussten wir fuer eine Fotosession herhalten. Jeder wollte ein Bild mit sich in unserer Mitte haben. Leider sind nicht mehr als zwei Wasserflaschen als Gegenleistung herausgesprungen, Kekse oder Cola hätten wir bestimmt nicht verachtet. Der restliche Tag verlief recht gemuetlich, nette Landschaft und eine nicht allzu schlechte Piste.

37. Tag 10km nach Lhaze (4200m) - Jia Tsuo La (5220m) - New Tigri (4400m) (73 km, 6,30 h, 1250m)

Im Prinzip war der Tag ruhig. Es ging einen 5000er Pass nicht allzu anstrengend bergauf und noch viel gemuetlicher, das heisst mit noch weniger Neigung, abwärts. Dazu kam mäßiger Gegenwind. Plötzlich schepperte mein Radel tierisch. Als ich anhielt, musste ich feststellen, dass der Lowrider an seiner Aufhaengung gebrochen war. Die vielen Kilometer auf Pisten waren wohl zu viel. Die Taschen verstaute ich erst einmal im Haenger , dann fuhr ich so weiter bis zur naechsten Stadt. Dort bemerkte ich auch auf der geteerten Strasse, dass mein hinterer Mantel Blasen geworfen hat und zu platzen drohte! Jetzt hab ich extra die Pannensichersten und fuer so eine Tour angeblich besten Reifen und dann geben sie bereits nach 1800 km den Geist auf! Den Vorderen Gepaecktraeger konnte ich bei unserem Truckstop, in dem wir naechtigten schweissen lassen, fuer den Reifen gab es den Reservemantel. Zum Glueck hat Steven noch zwei Ersatzreifen, so dass ich einen fuer meine weitere Fahrt ersetzen kann. Das naechste Fahrradgeschaeft, in dem ich passenden Ersatz bekommen kann, liegt ueber 2000 km in Kashgar entfernt.

38. Tag New Tigri (4400m) - Pang La (5200m) - 5km nach Basong (4450m) (76 km, 6:50 h, 1350m)

Am Abend zuvor hatten wir uns vorgenommen, an einem Tag bis zum Base Camp zu fahren, doch unsere Plaene scheiterten. 37 km vorher zwangen uns die Piste und ein strenger Gegenwind in die Knie. Direkt bei Tagesanbruch sassen wir auf dem Radel und genossen die ersten Sonnenstrahlen. Es war das erste Mal in China, dass ich die Sonne aufgehen sah, bis jetzt war es immer bewoelkt. Nach 13 Kilometer kam die Abzweigung zum Mount Everest Basis Lager. Die Strasse war schmal, aber dennoch in gutem Zustand. Unser fuenfter 5000er Pass stand bevor, aber was sich die Chinesen bei dem Bau dieser Strasse gedacht haben weiss ich nicht. Ueber endlose Serpentinen ging es ganz langsam bergauf und auf der anderen Seite uber noch viel mehr Serpentinen wieder bergab. Ich glaube, es waren ueber 40 Kurven! Als wir im Tal angekommen waren befanden wir uns in einer absolut trockenen, wuestenartigen Landschaft. Wir konnten nur schwer glauben, dass sich bloß wenige Kilometer entfernt der hoechste Berg der Welt befinden soll. Im Tal setzte zudem starker Gegenwind ein, der unseren Plan, das Base Camp zu erreichen, zerstoerte.

39. Tag 5km nach Basong (4450m) - Mt. Everest Basislager (5200m) (38 km, 4:30 h, 1050m)

Dieser Berg hat viele Geschichten ueber Leid, Trauer, Glueck, Freude und vieles mehr zu erzählen. Umso naeher wir dem Mt. Everest kommen, desto mehr hoert man ueber die Geschehnisse um einzelne Bergsteiger. Was mich sehr schockiert hatte, ist, dass es ab 8000 Meter keine Moral mehr geben soll. Jeder ist dann fuer sich allein verantwortlich und nur an seinem eigenen Erfolg interessiert. Es wird berichtet, dass Bergsteigergruppen in Not geratene Kollegen sterben lassen, nur um ihren eigenen Erfolg zu sichern.

Bei leicht bewoelktem Himmel machen wir uns auf den Weg. Der Wind der uns gestern gestoppt hatte, ist ueber Nacht abgeklungen, nur die schlechte Wellblechpiste ist geblieben. Langsam, aber stetig kommen wir voran und schlaengeln uns das Tal hinauf. Ein Jeep kommt uns entgegen, deren Insassen aus den geoeffneten Fenstern schreien: " Beeilt euch! Der Everest ist in bester Sicht!" Da gab es kein Halten mehr. Mit einer beachtlichen Geschwindigkeit heizten wir aufwärts und nach der x-ten Kurve sahen wir ihn!

Majestro, Mr., Herr der Berge "Mt. Everest"!

Es ist unglaublich, ich hatte nicht damit gerechnet ihn fast ohne Wolken zu sehen. Schliesslich ist Regenzeit. Aber da stand er wahrhaftig vor uns und sah imposanter aus als erwartet. Der weitere Weg fiel uns leicht, immer wieder hatten wir einen grossartigen Blick auf den hoechsten aller Berge. Ausserdem erwartete uns in dem Kloster 7km vor dem Basislager ein ausgiebiges Mittagessen. Als wir das Base Camp erreichten staunten wir nicht schlecht, es gab mindestens 10 Guest Houses und Restaurants und sogar eine kleine Zeltpost. Dahinter befand sich eine riesige Flaeche, auf der in der Saison für Expeditionen campiert wird. Leider war alles leer. Die naechste Expedition startet erst wieder im September. Am Rand dieser Flaeche neben einer Seiten - Moraene bauten wir unsere Zelte auf. Jetzt war wenigstens eine Expedition vor Ort! *g*

Gegen Abend trafen wir eine nette Schweizerin, Elisabeth, die uns zum Abendessen in Bascamp City einlud. Und zum Sonnenuntergang gab es das Sieger-Bier, welches wir schon seit einigen Tagen mit uns in der Gegend herum karrten. Es war ein light Bier, aber dass muss ja keiner erfahren. *g* (der Grund ist Folgender: Es haette noch Budweiser gegeben, aber wir haben uns dann doch fuer das einheimische Slow entschieden. Zu viel Alkohol ist in der Hoehe eh nicht gut!)

40. Tag Mt. Everest Basis Lager (5200 m) - Zemukh (4910 m) (23.7.04) 31 km, 3 h, 367 m, gesamt 7951 km

Die Nacht war stuermisch und kalt, der Wind blies streng von den Gletschern des Everest herunter, so dass das Thermometer unter Null Grad sank. Aber dafuer erblickten wir am Morgen den Berg ganz ohne Wolken! Ich machte einen kleinen Spaziergang auf eine Moraene und genoss von dort den Blick. Von hier aus wurden mir auch die Ausmasse des Basislagers bewusst. In der Haupsaison wohnen hier ueber 200 Menschen! Zum spaeten Fruehstueck radelten wir wieder zum Kloster und staerkten uns fuer die Abfahrt. Jetzt mussten wir uns vom "King" verabschieden.

41. Tag Zemukh (4910m) - 13 km nach Old Tingri (4550m) (62 km, 5:55, 500m)

Bis zum Pass war die Strecke recht schoen, danach zog sich der Weg in die Laenge. Abends feierten wir unseren letzten gemeinsamen Abend bei starken Regen im Zelt, mit ein paar Bier. Morgen heisst es Abschied nehmen. Steven will weiter nach Katmandu; ich hingegen werde den noerdlichen Himalaya queren und nach Kashgar fahren.

42. Tag 13 km nach Old Tingri (4550m) - 12 km vor Silong bei Nomaden (4550m) (25.7.04) 80 km, 500 m, 6:30 h

Kein besonders schoener Tag. Zum einen hat es heute nur fuer 3 Stunden aufgehoert zu regnen, zum anderen war die Landschaft nichts besonderes und dann sind Steven und ich getrennte Wege gefahren. In fuenf Wochen sind wir von Radpartnern zu guten Freunden geworden. Wir haben sehr viel zusammen erlebt und durchgestanden, weshalb es mir nicht leicht fiel, Auf Wiedersehen zu sagen. Jetzt muss ich mich wieder daran gewoehnen, alleine zu fahren und das in einer der einsamsten Gegenden. Gleich nach dem Abschied, kamen mal wieder zwei Kinder angerannt und wollten Money, Pen und Sweets. Nichts der gleichen haben sie von mir bekommen. Als ich fluechtete, bevor sie mir etwas vom Fahrrad klauen konnten, fingen sie an mit ihren Steinschleudern auf mich zu zielen. Immer wieder dasselbe, so wie ich bis jetzt die Tibeter kennen gelernt habe, kann ich sie nicht leiden. Es ist wirklich nicht mein Volk.

Gegen 6 Uhr fing es wieder stark zu regnen an. Als ich mich auf einer riesigen Grassteppenebene befand kam außerdem ein Gewitter dazu. Weit und breit nichts. In einem Umkreis von ueber 20 Kilometer war ich der hoechste Punkt! Da kam plötzlich ein Junge mit seinen Ziegen angerannt und machte mir mit Gesten klar, dass ich nicht weiter fahren solle, sondern ihm zu seiner Familie in einer nahe gelegenen Jurte folgen solle. Nach kurzem Ueberlegen tat ich dies und nach 5 Kilometern quer durch die Steppe erreichten wir das Zelt. Ich wurde freundlich von der ganzen Familie begruesst, die mir gleich leckeren Buttertee angebot. In der Mitte des Zeltes brannte ein Yakmistfeuer, auf dem das Abendessen vorbereitet wurde. Ringsrum befanden sich ein paar Matten und Kissen und auf der anderen Seite ein paar Saecke mit ihren Habseligkeiten. Die ganze Jurte war recht feucht, da sie dem heftigen Regen nicht ganz standhielt. Zum Abendessen gab es Momie, das sind im Wasserdampf gegarte Teigbaellchen und dazu heisse Yackmilch mit Zucker. Gar nicht so schlecht. Zum Schlafen wurde mir ein Platz im Zelt angeboten, in welchem ebenso die Eltern und die Tochter schliefen. Die drei Jungs mussten draussen nächtigen. Sie breiteten sich einige Decken sowie Felle aus und als Kopfschutz vor dem Regen dienten zwei Schirme.

43. Tag 12km vor Silong bei Nomaden (4550m) - 65km vor Saga (4650m) (88km, 7h, 1000m)

Ich schlief gut, doch durch das undichte Zelt war mein Schlafsack triefend nass geworden. Als ich um 8:30 Uhr aufbrach schliefen die armen Jungs noch. Ueber Nacht ist die Schneefallgrenze stark gesunken, so dass sie von einer duennen Schneedecke bedeckt waren. Es ist kein leichtes Leben hier im Himalaya. Der Vater wies mir den Weg zum naechsten Ort. Ich solle ein paar Hundert Meter durch den Schnee in die eine Richtung gehen und dann wuerde ich auf einen Weg treffen. Den Trampelpfad fand ich auch, eine braune Linie, die sich durch die Landschaft zog. Nach 12 km erreichte ich eine Ranger-Station, wo ich ersteinmal mein Fruehstueck einnahm. Der weitere Weg war nicht spektakulär. Während die Wolken noch tief hingen, suchte ich mir den Weg durch die Steppe. Immer wieder musste ich einige Fluesse und Baeche durchqueren. Erst gegen Nachmittag kam die Sonne heraus und die umliegenden 7000er wurden sichtbar. Ich nutzte die Sonne um meine Sachen zu trocknen, wobei ich die Ausblicke auf die mit Schnee bedeckten Berge genoss.

44. Tag 65km vor Saga (4650m) - Saga (4450m) (65km, 1000m)

Keine außergewöhnlichen Ereignisse heute. Drei Radfahrer getroffen und der Lowrider ist zweimal gebrochen.

45. Tag Saga - Zongbah (4500m) (25km + LKW)

Abenteuer! Was ist Abenteuer? Ich bin zu dem Entscheidung gekommen, dass man ein Abenteuer erlebt, wenn man vorher nicht weiss, was passieren wird. Der heutige Tag zum Beispiel:

Urspruenglich wollte ich einen Ruhetag einlegen, doch es kam anders. Als allererstes hab ich meinen Lowrider schweissen lassen. Ich hoffe, dass die Reparatur diesmal etwas laenger haelt. Als Nächstes ging ich ins Internet. Eigentlich nichts besonderes, doch heute bekam ich meine Stunde da umsonst, wo ich gestern noch richtig abgezockt wurde. Schlechtes Gewissen? Gegen Mittag machte mir der Hotelmanager klar, dass er keinen Truck wie verabredet fuer die naechsten Tage auftreiben kann. Mhhh? Da war ich ein bisschen entaeuscht, weshalb ich beschloss, noch am selben Tag auf zu brechen. Doch ich traf den netten Chinesen von gestern Abend, der mit seiner Frau Urlaub machte mich erst noch zum Essen einladen wollte. Das konnte ich natuerlich nicht ausschlagen. Es war ein leckeres Mahl. Gegen 2 Uhr sass ich schließlich auf meinem Radel. Die Piste waere ganz akzeptabel gewesen, wenn sie nicht vom Regen aufgeweicht und der Wind von hinten gekommen waere. Dem war leider nicht so. Nach 25 Kilometern fuhr das erste Fahrzeug in meine Richtung. Ich hielt es an, bevor ich bemerkte, dass es sich um einen Army-LKW handelte. Er stoppte sogar, aber das erstaunlichste war, dass die Soldaten mich auch zur naechsten 150km entfernten Stadt mitnahmen. Ich sass mit zwei Soldaten auf der Ladeflaeche, die mit einer Plane bedeckt war. Es war eine reine Blindfahrt. Vielleicht besser, so bekam ich nichts von den riskanten Manoevern mit. Nach etwa vier Stunden erreichten wir die Stadt, wenn man sie so nennen darf. Man koennte auch "Leichter Maedelsort" oder einfach "Schlampencity" sagen. In jedem Restaurant sassen nur leichte Maedels rum. Was blieb mir anderes uebrig? Ich ass in so einem Schuppen. Das Hotel ist einfacher Standard. Kein Wasser, Vierbettzimmer und alles etwas verrucht. Da es zum Zelten zu spaet war, musste ich mich jedoch damit begnuegen.

Das war so ungefaehr mein Tag. War das jetzt Abenteuer? Ich weiss es nicht, aber jedenfalls ist etwas passiert. Ich habe beschlossen in Indien von Srinigar ueber Leh nach Manali zu radeln. Von Tibet habe ich genug, ich komme mit dem Volk nicht klar. Deshalb muss ich mich jetzt ein wenig beeilen, bzw. den einen oder anderen Lift nehmen, um genuegend Zeit in Indien und Pakistan zu haben.

46. Tag Zongbah (4500m) - 25km nach Payan (4580m) (79km + 40km LKW, 5:55h, 620m)

Bei leichtem Regen habe ich den "tollen" Ort verlassen. Ich fuhr zum Highway und frühstückte dort. Auf gar keinen Fall wollte ich einen LKW verpassen, was auch nicht passierte. Erst um 3 Uhr überholte mich der erste Lastwagen, der mich tatsächlich 40km in die naechste Stadt mitnahm. Dort traf ich in einem Hotel eine Reisegruppe mit Jeeps und drei LKWs an. Ein Fahrer meinte, dass ich schon weiter fahren solle und dass es moeglich sei, wenn der Manager mit seinem Jeep nicht in der Naehe sei, dass sie mir einen Lift geben koennten. Dies tat ich auch und radelte noch einige Kilometer aus der Stadt hinaus. Mitten in einer grossen Grassteppe, leicht windgeschuetzt hinter einer kleinen Sandduene, baute ich mein Zelt auf. Auf einmal hoerte ich gegen 9 Uhr jemanden rufen. Es war ein Inder, der auf einer Wanderung zum Kailash war. Wir assen zusammen, woraufhin er sich weiter auf den Weg machte.

47. Tag 25km nach Payan (4580m) - Darchen (40km + 250km LKW, 3h, 130m)

Der Fahrer von gestern meinte, dass sie gegen 6 Uhr starten wuerden. Um sie auf keinen Fall zu verpassen, so viele andere LKWs sind schließlich nicht auf der Strecke, stand ich zur selben Zeit auf. Gegen 7 Uhr fuhr ich los, doch von der Gruppe war weit und breit nichts zu sehen. Erst nach 40 Kilometern ueberholten sie mich und nahmen mich auch mit. Es war gut, an dieser Stelle einen Lift nehmen, denn die Piste war hier besonders schlecht. Auch gab die Landschaft nichts viel her. Erst ab dem Anblick des Mt Kailash wurde es richtig schoen. Die Gruppe fuhr nicht direkt zum Heiligen Berg, sondern uebernachtete auf der anderen Seite des Sees Mapam Yumco mit Bergblick bei einem Kloster. Von dort aus fuhr noch am selben Abend der Manager mit einem Jeep nach Darchen, am Fuss vom Kailash, um Yaks fuer seine Gruppe zu organisieren. Er erklaerte sich bereit, mich und Fridolin mit zu nehmen.

Darchen ist ein haesslicher Ort, wie übrigens die meisten tibetischen Orte. Nach einiger Sucherei fand ich die preisguenstige Unterunft, die mir andere Reisende empfohlen hatten. Nicht nur der Preis war gut, sondern auch, dass im "Shop Hotel" nicht die Beamten vom PSB vorbeischauen, um die Gebuehr fuer die Umrundung zu verlangen. Eine nette alte Dame leitete das "Hotel". Sie war perfekt im Lesen der "International Signs Language", so konnten wir uns bestens unterhalten. Abgesehen davon stellte sie mir einen Rucksack fuer die Umrundung zur Verfuegung.

48. Tag Kailash 4600m - 5660m (52km, 8h, 1500m)

Viele hatten mir abgeraten oder es sogar fuer unmoeglich gehalten, den Mt Kailash mit dem Mountainbike zu umrunden. Doch mit eisernem Willen sowie dem Bewusstsein, dass es sehr anstrengend werden kann, habe ich mich erst gegen 9 Uhr auf den Weg gemacht. Der warme Schlafsack war einfach zu verlockend, zudem hat mich ein Inder zu einem Tee eingeladen.

Die ersten 20 Kilometer waren wunderbar. Bei recht günstigem Wetter ging es auf einem gut fahrbaren Trail ein schoenes Tal hinauf. Endlich konnte ich das Bike mal wieder ohne Gepaeck genießen. Doch dann hoerte der fahrbare Teil auf. Eine unwegsamer Strecke fuehrte zu dem 5660 m hohen Pass. Meistens konnte ich das Radel schieben, doch an einigen Stellen musste ch es schultern und den Berg hinauftragen. Der einsetzende Schneefall kam erschwerend hinzu. Aber nach einiger Zeit erreichte ich stolz den Pass. Leider war die Anstrengung damit noch nicht erledigt. Der Abstieg erfolgte ueber viel Geroell. Folglich war auch hier nicht an einen Downhill zu denken. Erst nach ca. 20 km wurde nicht nur der Weg besser, so dass ich wieder fahren konnte, auch das Wetter klarte auf und bescherte mir noch angenehme letzte Kilometer.

Als Fazit sage ich: Man muss sein Fahrrad schon sehr moegen, um sich das ganze anzutun. Doch die fahrbaren Abschnitte haben sehr viel Spass gemacht. Einen kleinen Ueberschlag musste ich hinnehmen, ansonsten bin ich sturzfrei geblieben. Leider hat das Wetter nicht so wirklich mitgespielt, so dass mir ein Ausblick auf den heiligen Berg verwehrt geblieben ist.

49. Tag Darchen (4600m) - 7km nach Misar (4550m) (76km, 5:30h, 700m)

Nach den Anstrengungen vom gestrigen Tag liess ich es heut relativ entspannt anlaufen. Ich genoss die Sonne und nahm in einem Fluss ein laengst ueberfaelliges Bad. Auch kamen ein paar Kleidungsstuecke in den Genuss einer Waesche. Meistens ist das Problem, dass man in der Mehrzahl der Unterkuenfte nur eine Kanne mit heissem Wasser bekommt und die Strasse viel zu staubig ist, so dass eine Waesche fast sinnlos ist.

50. Tag 7km nach Misar (4550m) - 3km vor Namru (4450m) (102km, 7:50h, 1050m)

Ich beginne mit einem Fluch auf die Piste. Sie war xxxxx, beeep, beeep und xxxx!

Darüber hinaus war die Landschaft nicht außergewöhnlich. Ok, sie war ganz nett, aber man wusste immer, wie es in drei bis vier Stunden aussehen wird. Baehhh! Das schoenste am ganzen Tag war, dass auf den letzten zwei Kilometern Asphalt begann, welcher mich bis Ali (80 km) erfreuen wird. Gegen Ende des Tages bin ich für einen kurzen Momen in den in tiefen Schotter geraten und gestuerzt. Zum Glueck habe ich nur ein offenes Knie sowie Abschuerfungen am Ruecken davon getragen.

Und zum Schluss erneut einen Fluch auf die Piste! "XXXXXXX"

51. Tag 3km vor Namru (4450m) - Ali (4300m) (82km, 4h, 700m)

Ich hatte ganz vergessen, wie herrlich Asphalt sein kann! Es war der reinste Genuss. Ich flog nur so dahin, weshalb ich bereits am fruehen Nachmittag die Stadt erreichte. Endlich mal wieder Zivilisation. Hier kann ich meine Essensvorraete wieder richtig auffrischen sowie dem Internet froehnen. Ach, es tut schon mal wieder gut in einer richtigen Stadt zu sein.

30.08.2004; Pakistan, Islamabad (Bericht vom Tag 52-78, 04.08. - 30.08.)

52. Tag Ali (4300 m) - 33 km nach Lame La (4800 m, 4450 m) (70 km, 5:30, 750 m)

Hier in Ali habe ich wieder die beiden Hollaender, Martina und Walter, getroffen, denen ich bei der Kailashumrundung begegnet bin. Wir verabredeten uns zum Fruehstueck und anschliessend bummelte ich den restlichen Vormittag gemuetlich herum, bis ich um 1 Uhr wieder in die Pedale trat. Waehrend der Abfahrt vom Pass ist der Lowrider an der vierten Stelle gebrochen. Doch jetzt habe ich eine Konstruktion mit Spannbaendern gebastelt, die einen recht guten Eindruck macht. Ich denke mal, es wird halten.

Auf der Strecke hat mir ein ueberholender Polizeijeep einen Schrecken eingejagt: Er fuhr langsam vor mir her, dann oeffnete ein Beamter sein Fenster und winkte mit einer roten Fahne waehrend der andere zusaetzlich das Blaulicht und die Sirene einschaltete. Oh je, auf diese Weise wurde ich schon mal gestoppt. Diesmal wollten sie mich jedoch nur freundlich gruessen.

Mein Zeltplatz war ein Patz erster Klasse: Fliessendes Wasser vor dem Zelt, eine Grasunterlage und das alles in einer sehr schoenen Landschaft. In Pakistan werde ich vermissen, dass ich wirklich ueberall mein Zelt aufbauen kann. Draussen, frei in der Natur, zu sein ist etwas Schoenes.

53. Tag 33 km nach Lame La (4450 m) - 20 km nach Rutong (82 km, 6:40 h, 400 m)

Was waere ein Held ohne seine Fans? Nichts! Ha, aber ich habe sie. Mein groesster Fanclub besteht aus einer taiwanesischen Reisegruppe, die mit zwei Jeeps unterwegs ist. Das erste Mal traf ich sie in Sage vor 10 Tagen, danach am Mt. Kailash, ja und heute tatsaechlich wieder. Jedes Mal springen sie laut "Benni" schreiend aus dem Auto und wollen ein Foto mit mir schiessen.

In Rutong hatte ich vor, ein wenig Geld zu wechseln, doch leider existiert die Bank of China nicht mehr, so dass meine Yunan in den kommenden Tagen knapp werden wuerden. Die naechste Bank ist naemlich ca. 500 km entfernt. Zum Glueck gibt es ja meine Fans, die ich heute erneut traf. Sie waren stolz, mir helfen zu koennen und so wechselten sie mir ein paar Dollar. Es ist durchaus praktisch, wenn man seine Leute hat. *g*

Gegen Ende des Tages habe ich den wundervollen See Niak Tso erreicht. An dessen Ufer baute ich mein Zelt auf, wobei ich bei dem unvergleichlichen Anblick die Strapazen des Tages vergass. Die Piste war - wie gewohnt - schlecht.

54. Tag 20 km nach Rutong - Domar (10 km und Truck)

Aus Zeit- und finanziellen Gruenden, habe ich beschlossen, das Visum in Ali nicht zu verlaengern, um die 350 Yuan zu sparen, die man dann als Strafe dafuer, dass man sich illegal im Land aufhaelt sowie fuer ein Permit, bezahlen muss. Das Geld wollte ich lieber fuer einen Lift nach Kashgar verwenden. Wuerde ich naemlich die gesamte Strecke mit dem Fahrrad zuruecklegen, haette ich nicht mehr genuegend Zeit fuer Indien. Ueberdies habe ich langsam die Nase voll von Tibet. Ich will ein neues Land sehen und kennen lernen.

Gestern hatte mich kein einziger Lastwagen passiert, weshalb ich sehr froh war, als mich nach einer halben Stunde ploetzlich zwei ueberholten. Einer hielt auch und erklaerte sich bereit mich fuer 350 Yuan mit zu nehmen.

Er meinte, die Fahrt wuerde zwei Tage dauern, doch alles kam etwas anders. Wir hielten bereits in der naechsten Stadt, da die Strasse gesperrt war. Im Lauf des Tages versammelten sich einige Trucks im Ort, die die wenigen Restaurants belagerten. Es gab nur ein Einheitsessen, um welches man sich schier pruegeln musste.

Je weiter ich nach Westen komme, um so mehr veraendern sich die Menschen: Die Tibeter werden langsam zur Minderheit, dafuer sehe ich immer mehr Urhidurs. Dies ist eine muslimische Volksgruppe, die dem Phaenotyp der Tuerken aehnelt. Zu dieser Gruppe gehoeren die meisten Truck-Fahrer.

Die Nacht verbrachte ich nicht in einem der Restaurants - wie ich beschlossen hatte, sondern breitete meinen Schlafsack auf der Ladeflaeche aus. Ungluecklicherweise fing es in der Nacht zu regnen an, weshalb ich mich unter den LKW verziehen musste.

55. Tag Domar - (Truck)

Mit Sonnenaufgang fuhr der ganze Konvoi von ca. 30 Trucks los. Ich fuehlte mich wie bei einer Rally. Erst liess man den Motor warm laufen, dann ging es ganz langsam in einem Schongang los. Eine nicht vorhandene Fahne wurde geschwungen, das Rennen konnte beginnen. Abgesehen von der Hauptpiste verliefen noch etliche Nebenpisten. So fuhren wir mit riesigen Staubfahnen, die im Licht der aufgehenden Sonne sehr imposant aussahen, in mehreren Reihen auf das Plateau in 5000m Hoehe. Immer wieder erwischte ein Truck ein schlechteres Stueck Piste und auf diese Weise aenderten sich die Positionen staendig.

Nach ein paar Stunden hielten wir bei ein paar Huetten, wo uns Reis mit gekochtem Fleisch serviert wurde.

Abends erreichten wir die kleine Stadt. Diese Nacht verbrachte ich wieder auf der Ladeflaeche und zum Glueck blieb es trocken.

56. Tag (Truck)

Auch diese Tagesstrecke, die wir fahrend zuruecklegten, war wieder recht kurz. Die Fahrzeit zog sich gemessen an der kurzen Strecke ein wenig in die Laenge, da ein Militaerkonvoi mit ca. 50 Fahrzeugen vor uns fuhr, von denen etwa alle 5 km eines schlapp machte. Es war strikt verboten, zu ueberholen, weshalb wir immer wieder so lange warten mussten, bis das liegen gebliebene Fahrzeug erneut in Gang gebracht wurde. Gegen Mittag endete die Fahrt. Die Strasse war abermals gesperrt und auf den naechsten 100 Kilometern befand sie sich in Construction, was sie nur alle 10 Tage fuer einen einzigen befahrbar macht. Der Schlagbaum wurde von einem kleinen, etwas rundlicherem Soldaten bewacht. Da heute der Militaerkonvoi und ein paar ausgewaehlte LKWs die Strasse passieren durften, waren die Truckfahrer - es hatten sich ueber die Tage mindestens 50 Trucks versammelt - aufgebracht. Am spaeten Nachmittag versuchten einige Fahrer, mein Fahrer ebenso, die Sperre ueber eine sehr unwegsame Strecke durch einen Fluss zu umgehen. Ein paar hundert Meter weiter befand sich ein zweiter Schlagbaum, der kurzerhand umgefahren wurde. So machten sich alle Truckfahrer auf den Weg. Spaeter habe ich erfahren, dass der Soldat seine Stellung aufgegeben und die Strasse offiziell frei gegeben hatte. Immer wieder wurde der ganze Tross gestoppt, weil tatsaechlich an der Strasse gebaut wurde, bis um drei Uhr Nachts endgueltig kein Weiterkommen mehr war, da der Soldat auf der anderen Seite der Sperre stets seinen Dienst nach Vorschrift durchfuehrte. So verbrachte ich diesmal die Nacht im Truck.

57. Tag - Kashgar (Truck, Fahrrad 10 km)

Morgens ging es dann doch weiter und wir erreichten gegen Mittag Yecheng. So wurden aus den geplanten 2 doch ganze 4 Tage Truckfahrt.

Urspruenglich hatte ich vor, die restlichen 260 km bis Kashgar mit dem Fahrrad zurueck zu legen, doch als ich die Landschaft sah, beschloss ich, die Zeit sinnvoller zu nutzen. Ich befand mich in absoluter Wueste. Eine Strasse, links und rechts hingegen nichts! Dazu kommt ein vom Sand brau-grau gefaerbter Himmel sowie Temperaturen ueber 40 Grad. Nach 10 km Fahrrad Fahren fand ich abermals einen LKW, der mich gegen Bezahlung mitnahm. Umsonst oder einfach nur aus Freundlichkeit laeuft hier gar nichts. Am fruehen Abend erreichte ich Kashgar, wo man mich im Se-man-Hotel einquartierte. Hier traf ich auch wieder Martina, die Hollaenderin, wir assen zusammen Abend und tranken ein paar Bier.

58. - 62. Tag Kashgar

Kashgar ist eine interessante Stadt. Zum einen ist sie eine typische chinesische Grossstadt mit breiten Strassen sowie vielen modernen Geschaeften und zum anderen gibt es eine schoene, muslimisch gepraegte Altstadt mit zahlreichen kleinen Gassen, Handwerksbetrieben, Essensstaenden und einem Basar.

Ich konnte stundenlang dem Treiben in den kleinen Strassen oder den Handwerkern bei ihrer Arbeit zuschauen. Es schien mir, als ob ich mich im Orient befaende: Das Aussehen der Menschen, ihre Sprache, Uhidur, manche Woerter sind dem Tuerkischen recht aehnlich, ebenso die Haeuser. Von China war hier nichts mehr zu spueren.

Die ganzen Tage ueber unternahm ich nicht viel. Ich brauchte einfach Erholung und freute mich am Nichts tun. Seit Shingatze vor ca. drei Wochen hatte ich keinen Ruhetag eingelegt. Ich bin durch keine Orte gekommen, die zu laengerem Verweilen eingeladen haetten. Aber hier war es anders, denn Kashgar ist der zentrale Treffpunkt der Fernradler. Viele Langstreckenrouten beginnen oder enden hier. So traf ich in den Tagen Radler, die vom Pamir Highway, Zentralasien, Karakorum Highway (KKH), Mongolei, der Seidenstrasse oder wie ich aus Tiebet kamen. Es war schoen, am Abend bei ein paar Bier und Kebab zusammen zu sitzen, Informationen oder Geschichten von den Abenteuern auszutauschen. Tagsueber verbrachte ich viel Zeit im Internet, um meine Post sowie andere Arbeiten zu erledigen. Die Zeit verging rasend schnell und damit ich nicht noch laenger in Kashgr haengen blieb setzte ich meinen Abfahrtstermin auf Sonntag nach dem Grossen Markt fest.

63. Tag Kashgar (1350 m) - 32 km vor Gez (1900 m) (95 km, 5 h, 788 m)

Am Morgen traf ich mich mit Sahra und Markus, zwei Fernradler aus Deutschland. Markus, ihr Radelpartner, musste leider die Toilette im Blick behalten und so fuhren wir nur zu zweit zu dem beruehmten Sonntagsmarkt. Es war viel Trubel auf dem Markt, doch ueberwaeltigt hat er uns nicht. Dafuer haben wir in der Vergangenheit schon zu viel gesehen. Auf dem Markt fuehlte man sich wie in Zentralasien, hier merkte man wie weit Bejing entfernt ist.

Den Rueckweg haben wir durch die kleine Gassen und Strassen der Altstadt genommen, welche uns mehr beeindruckt hat.

Gegen 1 Uhr waren meine Sachen gepackt und ich freute mich auf neue Abenteuer. Leider entsprach meine Kondition nicht meinen Vorstellungen, so war es bei 45 Grad durch die Wueste ein harter Kampf, bis ich die Berge sowie Schatten erreichte. Meinen Zielort erreichte ich nicht. Ich war einfach zu muede und ein geeigneter Zeltplatz am Strassenrand zu verlockend.

64. Tag 32 km vor Gez (1900 m) - See bein Mustagata (3500 m) (100 km, 7:50 h, 2300 m)

Es gibt Tage, da laeuft es einfach nicht. Leider war es schon der zweite Tag. *g* Meine Beine fuehlten sich kraftlos an, mein Po schmerzte. Ich fand keine Position, in der ich angenehm radeln konnte. Am Ende des Tages hatte ich dann aber doch einiges geschafft, so dass ich zu Recht muede sein durfte.

Der Highway fuehrte mich durch ein imposantes Tal hinauf. Immer wieder konnte ich grandiose Ausblicke auf schneebedeckte Gipfel und Gletscher geniessen. Nach etlichen Kilometern weitete sich das Tal, woraufhin man in der Ferne den fast alleine stehenden imposanten 7000der, den Mustagata, sah. Mit seinem abgerundeten Gipfel und den Gletschern, die fast bis zum Fuss reichen, ist er ein ganz besonderer Berg. Direkt am Fusse befindet sich ein grosser See, an dem ich mit bester Aussicht zeltete. Dieser Anblick ist nahezu der beeindruckenste, den ich auf meiner Reise hatte.

(Der See hat natuerlich auch einen Namen, aber ich habe fuer diese Strecke keine Karte, deswegen kann ich ihn nicht nachschlage.)

65. Tag See bein Mustagata (3500 m) - Tashgurgan (3000 m) (103 km)

Leider verschlechterte sich das Wetter und so verhuellten Wolken unter anderem den Mustagata. Auf der Strasse habe ich einen 19-jaehringen Japaner getroffen. Er macht seine erste Fahrradtour im Ausland und nicht sonderlich gespraechig war. Doch ich glaube, dass es an mangelnden Englischkenntnissen lag. Ein 4000der Pass stand auf dem Programm, da konnte ich es mir nicht nehmen lassen, den Frust der letzten kraftlosen Tage los zu werden. Die ersten 4 Kilometer hielt er mit meinem Tempo noch ganz gut mit, doch als ich dann ein bisschen forcierte und zwei Gaenge hoeher schaltete um die letzten 4 Kilometer zu bestreiten, musste er aufgeben. Ich bin schon gemein, der arme junge Radler, aber diese Herausforderung habe ich gebraucht. Und zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass ich mindestens 20 Kilogramm mehr Gepaeck hatte. *g*

Der restliche Tag war nicht aussergewoehnlich, die Strasse fuehrte durch eine wuestenartige Landschaft und von den Bergen war durch die diesige und staubige Luft nicht viel zu erkennen.

66. Tag Tashgurgan, China (3000 m) - Kunjarab (4700 m) - Sost, Pakistan (2900 m) (2 km und 225 km Bus)

Leider ist es fuer Fahrradfahrer nicht mehr moeglich, den Kunjarab Pass zu ueberqueren. Stattdessen wird man gezwungen, von Taschgurgan aus einen Bus nach Sost (Pakistan) zu nehmen. Gegen 10 Uhr fand sich ein voll beladener Bus an der internationalen Busstation ein. Das gesamte Gepaeck musst aus, bzw. vom Dach geholt werden, um anschliessend durch eine Halle auf die andere Seite getragen und letztendlich wieder im selben Bus verstaut zu werden. In der Halle erhielt ich ausserdem meinen Ausreise Stempel und mindestens viermal wurde der Pass kontrolliert. Nach etwa 3 Stunden war das ganze Chaos vorbei und auch das Gepaeck war irgendwie in und auf dem Bus verstaut. Natuerlich erfolge im Bus erneut eine Passkontrolle und dem Bus wurde zusaetzlich ein Soldat zugewiesen, der uns bis zur Grenze begleitete. Abgesehen von mir befanden sich noch vier weitere Touristen im Fahrzeug, Iren, was deutlich zu sehen war: Hurlingschlaeger am Rucksack, Football und Rugbyshirts an das dazugehoerige Ei in der Hand.

Nach einiger Fahrzeit, die sich ein wenig in die Laenge zog, da an vielen Stellen der Highway ausgebaut wird, blieben wir in einem Schlammloch stecken. Sofort sprangen die Iren aus dem Bus und veranstalteten einen weiten Abstoss mit dem Ruggbyei. Man begann, einander munter zu zupassen und die Pakistanis waren voll dabei. Dem Soldaten gefiel das ganze nicht so recht und haette das Spiel am liebsten verboten, doch er konnte seine Autoritaet nicht so ganz durchsetzen. In der Zwischenzeit versuchten einige, den Bus frei zu schaufeln. Aber dieses Unternehmen blieb erfolglos. Erst ein Truck konnte den Bus nach zwei Stunden befreien. Waehrend der Wartezeit fand aber nicht nur das Ruggbyei Zuspruch, nein, als die Pakistanis entdeckten, dass man mit den Hurling Schlaegern Kricket spielen kann, startete ein heisses Spiel. Es war lustig, die Maenner in ihren Gewaendern zu sehen, wie sie mit grosser Freude sowie vollem Einsatz Kricket spielten.

Als der Bus wieder frei gearbeitet war, konnte es weiter gehen. Doch der chinesische Soldat wollte noch etwas "Sinvolles" tun und so kontrollierte er wieder einmal die Paesse! Grosses Gelaechter brach im Bus aus und von nun an wurde er absolut nicht mehr ernst genommen. Was haette den auch passieren sollen waehrend der Panne? Wir befanden uns im Nirgendwo. Das naechste Haus war mindestens 50 km entfernt. Die einzigen neuen Fahrgaeste haetten ein paar Kamele und Yaks sein koennen, die in der Naehe grasten. Was solls, nach weiteren zwei Stunden stieg der Soldat aus. Ploetzlich wurde laut Musik gespielt und die Grenze am Kunjarab Pass unter Beifall nach Pakistan ueberquert.

Auch hier betrat wieder ein Soldat den Bus, doch dieser begruesste erst einmal die ganze Manschaft freundlich mit einem "Salam". An einem weiteren Checkpoint spielten wir mit dem Ei Volleyball ueber den Schlagbaum. Und hier sah man ganz deutlich den Unterschied zwischen Pakistan und China: Die pakistanischen Soldaten spielten mit!

Die Fahrt vom Kunjarab Pass nach Sost fuehrte durch ein imposantes Tal. Wirklich schade, dass ich hier nicht radeln durfte.