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Reisebericht Asien 2004

Pakistan

67. Tag Sost (2900 m) - Passu (2450 m) (40 km, 2:15 h, 500 m und 5h Wanderung zum Passu und Baturo Gletscher und einem Gipfel)

Fruehmorgens hab ich den Ort verlassen, um mich auf den Weg nach Passu zu machen. Leider besserte sich das Wetter nicht, so dass sich die meisten Berge in den Wolken befanden. Den Ort erreichte ich am spaeten Vormittag und unternahm von dort aus eine Wanderung. Zuerst fuehrte mich der Weg zum Passu-Gletscher, an dessen Flanke der Pfad eindrucksvoll auf einem schmalen Pfad in ein Nebental fuehrte. Von dort aus machte ich noch einen Abstecher auf einen naheliegenden Gipfel. Der Ausblick war grossartig: Auf der einen Seite der graue Batura Gletscher und auf der anderen genoss ich den Blick ins Hunza Tal. Der Batura Gletscher ist mit seinen ca 60 - 80 Kilometern, einer der laengesten Gletscher in Pakistan und auf seinem weiten Weg, faellt von den angrenzenden Haengen soviel Geroell aufs Eis, dass er wie eine graue Masse im Tal liegt. In weiter Entfernung konnte ich ein bisschen weisses Eis erblicken. An einer Seitenmoraene fuehrte der Weg wieder ins Tal hinab. Nach doch recht anstrengenden 5 Stunden erreichte ich mein Hotel und traf dort wieder die Jungs aus Irland. Fuer die naechsten Tage muss ich meine Plaene mit dem Wandern noch einmal ueberdenken, ich hab mir heute dicke Blasen gelaufen. Meine feinen Fuesse sind das Wandern nicht mehr gewohnt.

68. Tag Pasu (2450 m) - Karimabad (52 km, 3:20 h, 950 m)

Mit den Iren habe ich am Morgen noch ein ausgiebiges Fruehstueck eingenommen, bevor ich mich aufs Radel schwang, um mehr vom Karakorum Highway zu entdecken. Er ist eine tolle Strasse, die durch eine faszinierende Bergwelt fuehrt.

Nach Karimabad bog die Strasse vom Highway ab und verlief steil mit mehreren Serpentinen hinauf zum Ort. Der Ort ist absolut touristisch, aber dennoch recht schoen und die Bewohner sind freundlich. Jeder begruesste mich. Wenn ich erwaehnte, dass ich aus Deutschland komme und auch noch "Herman the German" mein Professor ist, dann gab es kein Halten mehr. Den Nachmittag bummelte ich durch den Ort und erholte mich. Im Moment sitze ich unter Pfirsichbaeumen, schreibe und geniese den Ausblick auf den Rakaposchi. Es ist wirklich ein herrlicher Ort zum Entspannen.

69. Tag Karimabad - Hopper - Camp 1

Fuenftages Wanderung

Es kommt immer alles anders als man denkt und so befinde ich mich jetzt auf einem Fuenftagestreck zum Rush Peak (5098 m).

Gestern Abend wollte ich nur zwei Tschechen, die auch mit dem Fahrrad unterwegs sind, eine Karte in einem Treckinggeschaeft zeigen. Und dann bin ich bei dieser Wanderung haengen geblieben und unternehme sie jetzt mit Mauricio, einem Chilenen, einem Guide und einem Koch. Der Preis 110 Dollar (einschliesslich Essen, Transfer, Guide....), den wir ausgehandelt haben ist passabel und heute Morgen haben wir uns mit einem Jeep nach Hopper, eine Stunde von Karimabad, auf den Weg gemacht. Das Wetter war recht annehmbar und immer wieder kamen verschiedene weisse Bergspitzen aus den Wolken hervor. Das sind hier schon richtige Berge! Gleich zu Beginn ueberquerten wir zwei Gletscherzugen, bevor es entlang einer Seitenmoraene zum ersten Camp ging.

Unser Koch ist der Partner und guter Freund vom Guide, Karim und Monzur zauberten ein koestliches Mahl im Zelt. Es gab Pommes, Reis, Suppe und Gemuese. Von der Idee, Pommes zu machen, bin ich immer noch begeistert!

70. Tag Camp 1 (Beritchocor) (3300 m) - Camp 2 (Rash Lake) (4700 m)

Schon Gestern Abend klaerte der Himmel auf und so sind wir nach einem ausgiebigen Fruehstueck bei bestem Wetter gestartet. Den gesamten Weg ging es nur bergauf, doch waehrend des Aufstiegs hatten wir einen einmaligen Blick auf den Miar Peack und seinen beeindruckenden Gletscher. Die Tagesetappen sind allerdings so ausgewaehlt, dass man sehr gemuetlich und mit vielen Pausen zum naechsten Camp wandert. Es ist fuer mich eine schoene Abwechslung zum Radfahren und ich geniesse den Luxus, dass ich mich um nichts kuemmern muss. Ein super Essen wird jeden Abend aufgetischt und wenn ich aufstehe ist das Fruehstueck fertig! Meine Ausruestung (Zelt, Schlafsack, Kocher...) trage ich aber komplett selber. Nur einen Teil vom Essen hat unser Traeger und Koch uebernommen.

Am fruehen Abend erreichten wir unser Camp 2 Rush Lake. Von hier aus machte ich noch einen kleinen Abstecher zu einem der umliegenden kleineren Gipfeln und genoss die Aussicht.

Den Chilenen hat ein wenig die Hoehenkrankheit erwischt. Er hat Kofschmerzen und fuehlt sich uebel. Morgen werden wir entscheiden, ob er am Vormittag den Rush Peak (5098 m) mit besteigen wird oder ob er sich gleich an den Abstieg machen wird. Die Nacht wird voraussichtlich recht frisch, schon jetzt ist die Temperatur nahe der Null Grad.

Oh je, Karim hat ihm erzaehlt, dass langsames Herumlaufen gegen die Hoehe hilft, jetzt wandelt er die ganze Zeit nonstop in der Gegend herum! *g* So lang er Ruhe im Zelt gibt, ist es mir egal! *g* Nein, ganz im Ernst, ich war vor 2 Jahren auch mal hoehenkrank am Ararat und kann gut nachempfinden, wie schlecht es ihm ergeht.

71. Tag Camp 2 (Rash Lake) (4700 m) - Rush Peak (5098 m) - Camp 3 Phaipari (3400 m)

Yes, das Wetter war super! Keine einzige Wolke am Himmel zu sehen, da hielt mich nichts mehr um so schnell wie moeglich den Gipfel zu erklimmen. Das Fruehstueck wurde auf spaeter verschoben und los ging's. Nach etwa 1,5h war der Rush Peak erreicht. Die Aussicht war grandios. Bis zum K2 konnten wir blicken, aber die umliegenden 7000der und Gletscher waren natuerlich auch nicht zu verachten. Auch Mauricio hat den Aufstieg geschafft, auf allen Vieren ist er bis zum Gipfel gekrabbelt. Es ist ein bisschen deprimierend, wenn man sich auf ueber 5000 Meter Hoehe befindet und alle Gipfel in der Umgebung sind wesentlich hoeher.

Der Abstieg fuehrte auf einem steilen, schmalen Pfad nach unten. Der Chilene machte einen sehr unsicheren Eindruck, so dass Karim und ich sein Gepaeck unter uns aufteilten und er ohne Rucksack laufen konnte.

Auch das dritte Camp lag wieder schoen im Gruenen und war ein guter Platz zum Ausruhen. Mauricio lief noch immer planlos umher. *g*

72. Tag Camp 3 Phaipari (3400 m) - Camp 4 (3400 m)

Der vorletzte Tag war der der Gletscherquerungen. Es ging ueber zwei schwarze und einen weissen Gletscher. Fuer mich war es ein tolles Erlebnis die Gletscher so hautnah zu erleben, es ist etwas ganz anderes, als wenn man immer nur in Buechern davon liest.

Das vierte Lager schlugen wir bei einer Sommerweide auf. Ein Schaefer brachte uns sogleich frischen Lassi, ein buttermilchartiges Getraenk, und ich genoss die Landschaft. Mauricio wandelte noch immer umher! *g*

73. TagCamp 4 (3400 m) - Hopper - Karimabad

Noch nie habe ich Fridolin auf der Reise so lange im Stich gelassen. Vor lauter Frust liess er die Luft aus dem Hinterradreifen entweich. Ich kann's verkraften, es ist die erste Platte seit drei Monaten. Am Abend traf ich mich noch mal mit Karim und Monzur. Wir assen kleine Pfirsiche und liessen erneut die tollen Eindruecke der letzten Tage vorbeiziehen.

74. Tag Karimabad (2400 m) - Gilgit (1600 m) - Chilas (1050 m) (110 km, 5:40 h, 950 m)

Gleich nach der Abfahrt von Karimabad runter zum KKH sah ich zwei Fahrraeder mit Ortliebtaschen und wer sass daneben? Ich traute meinen Augen kaum, es waren Sebastian und Wolfram, zwei Freunde aus Erlangen, bzw. Wolfram aus Muenchen. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet sie noch zu treffen. Um so groesser war natuerlich die Freude. Sie machen sich jetzt auf den Weg nach Tibet. Na dann viel Spass! Ich bin froh, dass ich die Strecke nicht noch einmal fahren muss.

Die weitere Fahrt nach Gilgit stellte kein Problem dar. Zudem fand ich dort einen Suzuki Kleinbus, der mich mit nach Chilas nahm.

75. Tag Chilas (1050 m) - Barbusa (2900 m) (41 km, 6 h, 2250 m)

Warum musste ich mir wieder mal die anstrengendste Route aussuchen? Ich denke, dass dieser Barbusa Pass zu einem der haertesten der Welt gehoert. Ueber 3000 Hoehenmeter und das auf nur 52 Kilometer. Dazu kommt noch, dass die Strasse keinen Belag hat und des Oefteren einem Flussbett oder einem Geroellfeld gleicht! Auch wurden bei den Steigungen der Rampen die Menschenrechte der Radfahrer fuer ein wuerdiges Fahren voellig ausser Acht gelassen.

Das Tal, durch welches diese Piste fuehrte, war wunderschoen, immer wieder kam ich durch kleine Doerfer. Nicht selten hatte ich ueber 20 Kinder um mich rum, die mir mit Geschrei folgten. Sie bespritzten mich leider nicht mit kuehlem Wasser, sondern beschmissen mich im unteren Abschnitt mit Steinen! An Flucht war nicht zu denken, denn schon an der naechsten Ecke warteten andere. Dazu kam ausserdem, dass sie es unheimlich lustig fanden, meine Taschen zu packen oder mich zu bremsen. Mehrmals sprang ich vom Radel und verfolgte sie, oder fluechtete mich zu den Erwachsenen, die stets auf meiner Seite waren.

Nie wusste ich, was mich als naechstes erwarten wuerde. Gerade als meine Muskeln nicht mehr so recht wollten und mich mit Kraempfen plagten, kam ein netter Mann zu mir, der mich zum Essen einlud.

In Barbusa war endgueltig Schluss, ich hatte keine Kraefte mehr und musste mein Vorhaben begraben, den Pass an nur einem Tag zu bewaeltigen. Bei der Polizeistation traf ich auf nette Beamten, die mir anboten mein Zelt direkt in ihrem "Garten" auf zu bauen. Und als es am Abend zu regnen begann, schaufelten sie eifrig einen Graben um mein Zelt! Das sind schon freundliche Menschen hier, wenn bloss die Kinder nicht waeren! In kleinen Gruppen harmlos, doch wenn es mehr als zehn werden, muss man Respekt haben und gut ueberlegen, wie man handelt.

76. Tag Barbusa (2900 m) - Barbusa La (4175 m) - 30 km vor Naran (3000 m) (ca. 60 km, 6:30 h, 2000 m)

Es war immer noch leicht bewoelkt, doch zu regnen hatte es aufgehoert. Nach laestiger Schieberei auf der schlechten Flussbettpiste verliess ich das Dorf und befand mich nun endlich in unbesiedeltem Gebiet. Es war angenehm, die letzten Kilometer bis zur Passhoehe alleine in Angriff zu nehmen. Nach etwa 3h hatte ich die "wenigen" 12 Kilometer bewaeltigt und freute mich ueber meinen Erfolg. Zur Belohnung gab es einen grossen Kuchen, den ich vor zwei Tagen in Gilgit gekauft hatte. Grossartige Momente muessen gefeiert werde.

Leider verschlechterte sich das Wetter und es begann zu hageln. Dies erschwerte die Abfahrt enorm, da die steinerne Piste in eine aeusserst rutschige verwandelt wurde. Nach einigen Kilometern passierte ich erneut ein paar Haeuser. Ungluecklicherweise konnte ich nicht mit sicherer Geschwindigkeit vorbeifahren, so dass mich abermals einige Kinder und Jugendliche erreichten. Diese wollten ploetzlich Lippenstifte haben! "Ja sagt mal, sehe ich aus wie in Kaufmann, der tausende von Stiften, Lippenbalsam und anderen Dingen rumtransportiert!" Die Kinder blieben zum Glueck ruhig. Bei den naechsten Haeusern kam ein Junge angerannt und versuchte doch glatt, indem er an meinem Lenker zerre, mich vom Radel zu schmeissen. Da platze mir der Kragen, ich sprang ab und verfolgte ihn einige Meter. Zum Glueck erwischte ich ihn nicht! Das ist eine Gegend! Der Regen liess nicht nach, aber ich machte mich trotzdem auf den weiteren Weg. Wo sollte ich denn verweilen?

"Nein, da kommen schon wieder welche angerannt!" Doch diesmal hatten sie eine Tasse in der Hand. "Tee, Tee, Tee?" Dieses Land ist verrueckt! Es kam ausserdem ein Mann dazu, der mich in sein Zelt zum Essen einlud. Er war Soldat und freute sich, mich als Gast bewirten zu duerfen. Die Einladung, die Nacht ebenfalls bei ihm zu verbringen, musste ich ausschlagen, denn die Piste wurde mit dem anhaltendem Regen immer schlechter und ich wollte so weit wie moeglich kommen, damit ich in der geplanten Zeit Islamabad erreiche.

Auf dem weiterem Weg traf ich nur noch freundliche Pakistanis, die mich immer wieder zum Essen oder Tee einladen wollten, nach ein paar Stunden wurde zudem die Piste endlich ein wenig besser. Nun war wieder an normales Fahrradfahren zu denken.

Ich fuhr, bis es dunkel wurde, und erreichte einen kleinen Ort. Die Bewohner wirkten recht freundlich, weshalb ich das Angebot annahm, mitten in der Ansiedlung neben einer Moschee mein Zelt auf zu bauen. An die 20 Mann halfen mir bei dem, was ich alleine jedoch viel schneller erledigt haette. Was soll's, es war ein Riesenspass. Wenn ich etwas Ruhe haben wollte, musste ich nur so tun, als wolle ich mich waschen oder umziehen. Schon goennten sie mir meine Privatsphaere. Neben mir wohnten ein paar Afghanen in ihren Zelten, die mir versprachen, in der Nacht auf mich Acht zu geben. Aber eigentlich sei es hier absolut ungefaehrlich.

77. Tag 30 km vor Naran (3000 m) - Naran - Islamabad (Bus) (30 km, 2h, 250 m)

Die Wolken waren weiter gezogen und ich erwachte mit all meinen Habseligkeiten. Mein Gefuehl hatte mich nicht getaeuscht. Die Strasse wurde immer besser, einige Kilometer vor Naran war sie sogar asphaltiert! Was fuer ein Genuss. In Naran fand ich ebenfalls einen Bus, der mich nach sechs Stunden Kurverei durch das Gebirge in die naechst groesste Stadt brachte. Dort entdeckte ich sofort einen weiteren Minibus, der mich nach Islamabad brachte.

Bei meiner Ankunft war es dunkel und so war ich recht froh, als ein Fahrgast meinte, er koenne mir ein gutes, preisguenstiges Hotel zeigen. Dieser Tipp stellte sich als Finte heraus, denn der Chef war ein richtiges Arschloch! Sorry, wegen der Ausdrucksweise, allerdings gibt es kein anderes angebrachtes Wort. Er teilte mir ein Zimmer zu, welches auf den ersten Blick recht passabel aussah. Doch nach einer Dusche musste ich feststellen, dass sich die Tuer nicht verschliessen lassen konnte und das Bett dreckig war. Letzteres ist weniger schlimm, da ich mein eigenes Zeug dabei habe, doch das mit der Tuer gefiel mir gar nicht, da ich vorhatte, ein paar Tage in Islamabad zu verbringen. Auf meine Frage nach frischem Bettlaken meinte er nur, dass alles in der Waesche sei und ich am naechsten Tag neue bekommen wuerde. Die kaputte Tuer wollte er mir nicht so recht glauben. Ein Hotelangestellter begleitete mich und ich konnte ihn ueberzeugen. Da nahm er meinen Schluessel und schloss das naechste Zimmer auf. Na super, ein Schluessel fuer alle! Ausserdem war das Zimmer sauber! Da platzte mir der Kragen. Ich machte noch ein bisschen Rabatz, dass ich mich nicht verscheissern lasse und dass ich nicht wie vorgehabt ein paar Tage bleibe, sondern Morgen frueh ausziehen wuerde. Um die Drohung noch in derselben Nacht durch zu fuehren, war ich zu muede. Immerhin war der Tag lang und anstrengend.

78. Tag Islamabad (15 km)

Angepisst!

Es gibt Tage, die sollte es lieber nicht geben. Nach dem gestrigen Streit mit dem Hotelchef musste ich natuerlich Kosequenzen folgen lassen. So packte ich meine Sachen, um mich auf die Suche nach einem neuen Hotel zu machen. Einige Blocks weiter fand ich das erste, doch die Angestellten wollten mir klar machen, dass es hier in der Gegend kein Hotel unter 30 Dollar gaebe. "Oh mein Gott!" Das wurde meinen finanziellen Rahmen voellig sprengen. Ich machte mich ein wenig frustriert wieder auf den Weg, nur um planlos die Strassen entlang zu fahren. Nach einiger Zeit trieb ich wieder ein Hotel auf, welches meinen Preisvorstellungen eher entsprach.

Oh Mist, die Hotelsuche hatte mich doch ganze 2 Stunden gekostet. Jetzt musste ich schnell ein Taxi finden, um zur indischen Botschaft zu fahren. Allerdings gestaltet sich das durchaus schwierig: Islamabad ist eine geplante Stadt und alles ist in Quadrate aufgeteilt. So gibt es auch einen Block fuer die Botschaften. Diesen darf man jedoch nicht einfach betreten, sonder muss sich erst einmal auf einem Parkplatz ein Ticket fuer einen Shuttelbus kaufen und sich in eine lange Schlange einreihen. Als ich so in der Sonne stand, fiel mir das flaue Gefuehl in meinem Magen auf. Ich hatte heute noch nichts zu mir genommen und gestern war es ebenfalls nicht gerade viel. Irgendwann kam ich endlich an der Reihe und durfte den Bus betreten, der mich auf das Botschaftsgelaende brachte. Vor allen Botschaften war es recht ruhig, vor der Indischen natuerlich nicht. Schon wieder lange Schlangen, warten und Formulare ausfuellen. Als ich endlich an der Reihe war, meinte der Beamte doch glatt: "Sorry, closed! Open 10 to 11 o clock! Please come tomorrow!" Nein, so etwas darf es doch nicht geben. Zum Glueck schaffte ich es, ihn zu ueberreden, mich noch dran zu nehmen, weil ich extra von so weit her angereist bin! *g* Stimmt ja auch irgendwie. Das Glueck waehrte nur kurz, denn er teilte mir mit, dass ich erst naechste Woche mein Visum bekomme. So ein Mist! Ich hatte mit 2-3 Tagen gerechnet, aber nicht mit einer Woche! Was soll ich so lang in dieser langweiligen Stadt? Ausserdem muss ich jetzt auch noch mein Visum fuer Pakistan verlaengern, damit ich an der Grenze keine Probleme bekomme. Fuer heute war es zudem zu spaet, um dieszu erledigen. Morgen ist auch noch ein Tag! Oh Mann!

Indessen habe ich allerdings neue Plaene: Mit all meinem Geraffel werde ich weiter nach Lahore ziehen, um dort die Wartezeit verbringen sowie dann am naechsten Montag nur fuer das Visum nach Islamabad spurten.

30.08.2004; Pakistan, Lahore (Bericht vom Tag 80-88, 01.09. - 09.09.)

80. Tag Islamabad - Lahore (20 km)

Am naechsten Tag machte ich mich auf um mein Visum fuer Pakistan zu verlaengern. Nach eneutem Warten teilte man mir mit, dass eine Verlngerung gar nicht noetig sei, da es noch gueltig sei.

Mhhh, da hatte ich zuvor wohl eine Fehlinformation. Egal. Am Nachmittag erwischte ich einen Bus nach Lahore. Allerdings wollte der Fahrer doch glatt mehr Geld fuer mein Fahrrad als fuer mich! Nach einer laengeren Diskussion ging ich als Sieger hervor, zahlte jedoch immer noch genug. Als wir an einer Raststaette hielten, lud mich der Fahrer zum Essen ein - wohl als Entschaedigung. Das ist Pakistan: Man weiss nie, was passieren wird!

Die Ankunft in Lahore zeigte sofort einen absoluten Gegensatz zum ruhigen Islamabad. Die Strassen bebten nur so vor Leben: Haendler, Reisende, Bettler, Busse, Rikschas und noch mehr Verkehrsmittel. Erstmal atmete ich tief durch, aber nicht sonderlich erfolgreich, denn die ganzen Abgase verstopften meine Lunge.

Was die Temperatur betrifft, war es hier noch einmal um ein paar Grad waermer als in der Hauptstadt. Mit meinem voll beladenen Fahrrad kaempfte ich mich auf durch das Verkehrschaos. Die Rikschas sind die mit Abstand gefaehrlichsten Fahrzeuge. Meist total veraltet, schlechte Bremsen und Fahrer, die bei jeder Fahrt einen neuen Streckenrekord aufstellen wollen. Nach einer halben Stunde hatte ich meine Unterkunft gefunden und entspannte mich von der Fahrt.

81. - 84. Tag Lahore

Lahore war eine richtige Stadt. Hier war Leben und ich konnte Diverses unternehmen. Am Donnerstagabend besuchte ich eine Sufi Night. Dieses Phaenomen laesst sich nur schwer beschreiben und wie es da abging, kann man nur glauben, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat. Bei einer Mosche fanden sich - ich denke es waren ueber tausend - Maenner ein. Auf verschiedenen Plaetzen entlockten je zwei Musiker ihrer Trommel faszinierende Beats. Ein paar Maenner brachten sich durch wildes Tanzen in Ekstase, doch die Mehrzahl der Anwesenden benutze dafuer Haschisch und Gras. Zu Beginn roch ich nur etwas und dachte mir nicht viel dabei, doch nach einer kurzer Zeit schaute ich in die Menge und fast jeder war damit beschaeftigt, die tollsten Tueten zu basteln. Spaeter wurden dann noch "Monster Joints", mit bis zu 40 in eine Art Floete gesteckt und herumgereicht. Die Menge schwankte nur so herum, ich kam mir vor wie auf der Bergkirchweih, nur dass in Lahore nichtAlkohol die Ursache war.

Die uebrigen Tage bummelte ich durch die Altstadt, besuchte Moschen, das Fort und genoss die beste Eiscreme Pakistans! Angeblich soll deren Ruf bis weit ueber die Landesgrenzen reichen. Das kann ich auch gut glauben, denn ich hatte auf meiner Reise kein besseres Eis gegessen.

85. Tag Lahore - Islamabad

Ich hatte vor, meinen Aufenthalt in Islamabad so kurz wie noetig zu gestalten und so habe ich in der Nacht den Bus genommen und war bereits morgens um 5 in der Stadt. Gemuetlich wanderte ich voller Erwarung zur Botschaft (natuerlich wieder warten, Bus). Dort wollte man aber nur Geld von mir und vertroeste mich auf nachmittags am naechsten Tag.

86. Tag Islamabad

Als ich nach der ganzen Prozedur bei der Botschaft puenktlich angelangt war, musste ich feststellen, dass sie heute Urlaub hatten. Das haetten sie mir ja auch schon gestern sagen koennen! So durfte ich noch einen Tag laenger in dieser tollen Stadt verbringen.

87. Tag Islamabad - Lahore

Aber schau, beim vierten Anlauf und nach "nur" 10 Tagen hatte ich mein Visum in der Hand. Abends nahm ich den Bus nach Lahore, wo ich gegen Mitternacht eintraf.

88. Tag Lahore

Leider habe ich seit ein paar Tage Magen Darmprobleme, die sich nachts verschlimmerten, so dass ich einen weiteren Ruhetag einlegte, um das Groebste auszukurieren. Ich hoffe, dass ich Pakistan morgen verlassen werde.