- Bericht 26 Windhoek (Namibia) -Windhoek (Namibia) 03.07.08 - 19.07.08; Kilometer:15460 - 16250;

Windhoek war der absolute Kulturschock für mich. In der Stadt gibt es Einkaufspassagen, Fußgängerzonen, Cafés und vieles mehr. All das eben, was für uns Europäer ganz normal ist, aber für Afrika sehr außergewöhnlich. Auch hatte ich bis jetzt nirgends in Afrika so viele Weiße gesehen, wie hier. Dazu sprachen auch noch die meisten deutsch. Hier gibt es dann die „Luisen Apotheke“, das „Gasthaus zum Wirt“, das „Tagesessen Schnitzel und Bratkartoffeln“ und das Bier wird nach dem „Reinheitsgebot“ gebraut. Vieles ist ähnlich wie in Deutschland, aber es ist doch ganz anders. Spätestens als ich mich mit Hans auf einer Schotterpiste auf den Weg an die Küste machte, wurden mir die Unterschiede bewusst. Namibia ist sehr dünn besiedelt. In dem um ein Vielfaches größerem Land als Deutschland, leben gerade einmal 2 Millionen Menschen. So kamen wir pro Tag nur an wenigen Häusern vorbei. Von Städten oder Dörfern kann man gar nicht reden. Zum Ort Solitaire zum Beispiel, weisen schon einige hundert Kilometer vorher Hinweisschilder hin. Dort angekommen, findet man eine Tankstelle, eine Lodge, einen Campingplatz und einen kleinen Shop vor, in dem man Dosenwaren kaufen kann. Für uns sind diese Stopps sehr willkommen, so können wir alle zwei bis drei Tage unsere Vorräte mit neuen Dosen und Nudeln aufstocken. Aber von einem Dorf kann da kaum die Rede sein. Die Farmen haben hier auch ganz andere Dimensionen. Es ist keine Seltenheit, dass sie größer als 10.000 Hektar sind. Eine Farm hieß Lichtenstein und es ist anzunehmen, dass sie größer ist als das Land in Europa. Aufgrund der sehr ariden Lage kann aber das Land auch nicht intensiv genutzt werden. So befinden sich auf einer Farmgröße von 24.000 Hektar gerade einmal 1.000 Rinder. Oder aber die Farm ist eine reine Jagtfarm, dass heißt, hier können Touristen Wild jagen und dann die begehrten Trophäen, eines Oryx, Kudu, Leopard... mit nach Hause nehmen.

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Von den Pisten hatte ich im Vorfeld auch immer nur das Beste gehört. Sie wären gut gepflegt und würden ständig gewartet. Dies mag vielleicht stimmen, aber deswegen muss der Belag nicht unbedingt ideal zum Radfahren sein. Der Zustand kann sich rasch ändern. So kann sich eine Piste schon in wenigen Tagen von sehr gut fahrbar bis zu unradelbar verwandeln, wenn zu viele Touristen mit ihren Geländewagen darüber brettern und sie in ein einziges Waschbrett verwandeln. Aber es gibt auch Abschnitte, die mit einer asphaltierten Straße zu vergleichen sind. Aber eines stimmt fast immer, vertraue keinem Autofahrer, er hat die Qualität immer falsch wahrgenommen. Auch verschätzt er sich bei den Distanzen regelmäßig. Der „Namibien Kilometer“ kann schon mal dem Zehnfachen eines „Europa Kilometer“ entsprechen.

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Bei diesen Voraussetzungen haben wir unsere Taschen mit Lebensmitteln für mehrere Tage voll gestopft und wussten nie so genau, wie weit wir es an jedem Tag schaffen konnten. Doch das Radfahren war relativ problemlos. Täglich wurden wir von zahlreichen Touristenbussen und Jeeps überholt, die oft anhielten und uns mit allen möglichen Leckereien versorgten. Die Gaben reichten von Austern, über griechischen Salat, bis zu Sportgetränken. Es war einfach ein schönes Radfahren durch die weite Landschaft Namibias. Nach einer Woche erreichten wir die Küste. Hier hat Deutschland noch mehr Spuren hinterlassen. In Swakopmund läuft alles so geordnet ab, dass sich die Stadt auch an der Nordsee befinden könnte. Wir machten dort ein paar Ruhetage und nutzen die Zeit zum Sandboarden, Fischessen und Robbenansehen. Für den Rückweg haben wir uns die Piste c-28 ausgesucht. An dieser Stelle muss ich eine Warnung an andere Radfahrer aussprechen: „ Fahrt sie nicht!“ Die ersten 180 Kilometer waren gut fahrbar, nur der Gegenwind und die kontinuierlich ansteigende Piste sorgten für Müdigkeit. Doch was danach kam, macht keinen Spaß mehr. Der Boshua Pass ist an Steilheit kaum zu übertreffen. An Fahren ist in keinster Weise zu denken. Man tut sich schon beim Schieben schwer das Fahrrad zu halten. Doch wer denkt, dass man am Pass das Gröbste geschafft hat, der täuscht. Es geht kontinuierlich steil bergauf und bergab. An diesem Tag schafften wir in 8 Stunden gerade einmal 60 Kilometer. Erst 30 Kilometer vor Windhoek beginnt eine schöne Asphaltstrasse und man kann die Schlussabfahrt in die Stadt genießen.

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Nach zwei Wochen auf dem Tandem verabschiede ich mich von Hans und schon am selben Tag kommt Steven aus London. Wir hatten uns vor vier Jahren in Asien getroffen gehabt und sind zusammen eineinhalb Monate durch Tibet gefahren. Nun ging es zusammen nach Südafrika.