Bericht 7: Bar - Athen 25.9.07 - 15.10.07; Kilometer: 4208 - 4900;

Nach einigen bergigen Fahrtagen legten wir in Mazedonien am Ohridsee zwei Ruhetage ein und befanden uns auf einmal in einer anderen Welt. Waren wir noch vor wenigen Stunden in einem kleinen, islamisch geprägten Städtchen gewesen, in dem man tagsüber während des Ramadan nichts zu essen und zu trinken fand, reihte sich hier in der Fußgängerzone ein Café an das Nächste. Von dort konnten wir bestens die neusten Modetrends beobachten. In engen Hosen und kurzen Kleidchen trugen die Mädels und Frauen große Sonnenbrillen, wenn möglich auch noch mit Glitzersteinen bestückt, über den imaginären Laufsteg. Wir genossen die Tage in Ohrid und lernten nette und interessante Menschen kennen: Da waren Joni und seine Frau Fatima, die uns spontan einluden, Joni´s Geburtstag mit ihnen zu feiern, Christof ein Vollblut-Seemann, der es liebt, Touristen in seinem kleinen Boot über den See zu schippern und, in einem deutsch-englisch-mazedonisch Gemisch, alles Erdenkliche über Mazedonien erzählte und sechs finnische Soldaten, die einen Kurzurlaub von ihrem Friedenseinsatz im Kosovo machten. Zudem besuchten wir einen Teil der zahlreichen Kirchen und die Burganlage. Gut erholt und gestärkt fuhren wir in den nächsten Tagen weiter und erreichten Griechenland, mein neuntes Land auf dieser Reise.

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Hier lief weiterhin alles sehr entspannt ab. Ehemalige Gastarbeiter schwärmten von ihrem guten Leben, welches sie jetzt in Griechenland haben. „Hier kann man faulenzen!“ sagte uns eine Dame mittleren Alters und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, nachdem sie uns in ihrem Restaurant einen Kaffee serviert hatte. Auf der Straße wurde wir von einem Autofahrer angehalten und der fragte uns unter anderem: „Und in Deutschland, arbeiten alle?“ Das ist das Bild, welches hier über die Deutschen vorliegt.

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Nach einigen Pässen, die wir mit unserem Tandem bewältigt hatten, erreichten wir die Meteoraklöster und erwanderten die Gegend am nächsten Tag. Eine über 100 Meter mächtige Flussterrasse wurde hier vom Wasser so eingeschnitten, dass einige einzelne Berge, bzw. Nadeln stehen geblieben sind. Auf diesen imposanten, meist sehr schwer zu erreichenden Gipfeln, haben Mönche Klöster gebaut, um in der Abgeschiedenheit ihren Glauben auszuüben. Die Ruhe ist mittlerweile dahin, denn täglich besuchen mehrere tausend Touristen diese Klöster. Sobald man sich aber auf den Wanderwegen durch dieses Felsenlabyrinth bewegt, sieht man keine Menschenseele mehr und kann die Stille, das Panorama und die Natur genießen. (Einen besseren Eindruck davon bekommt ihr in dem kleinen Filmchen, welches ihr hier ansehen könnt.)

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Von dort ging es mit dem Bus an die Küste nach Volos und weiter bis nach Athen. Hier trennten sich Astrids und meine Wege. Schließlich muss wenigstens Einer von uns der Frage „Und in Deutschland, arbeiten alle?“ entsprechen. Ich bereitete mich für den Flug nach Kairo vor und war voller Erwartungen, einen neuen Kontinent zu betreten: Afrika.


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