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Bike-Together
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Bericht 12: Khartoum - Port Sudan - Khartoum 30.11.07 - 7.12.07; Kilometer: 7100 - 7367;
Nach fünf Tagen in Khartoum hatte ich das Nötigste besorgt: ein Visum für den Jemen und eines für Äthiopien. Das Vorhaben, ein Transitvisum für Saudi Arabien zu bekommen, ist an den wahllosen Öffnungszeiten gescheitert. Nach drei Tagen sinnlosem Warten vor einer verschlossenen Tür, die sich nach zwei bis vier Stunden nur kurz öffnete, damit ein Araber den Wartenden mitteilen konnte: „Heute kein Visum! Kommt morgen wieder!“ habe ich aufgegeben und bin in Richtung Port Sudan aufgebrochen um dort mein Glück zu versuchen, ein Schiff zu finden, welches mich in den Jemen bringen könnte.
Der Weg führte mich nach Norden am Nil entlang. Dies klingt recht idyllisch, war es aber nicht. Vom Fluss war nichts zu sehen und von der restlichen flachen Landschaft hatte ich auch bald genug. Dazu kam noch ein starker Wind, der mir nun, nicht wie in den letzten Wochen im Rücken lag, sondern von vorne entgegen wehte. Selten erreichte ich mal eine Geschwindigkeit von über 15 Kilometer pro Stunde und so erschien mir die Landschaft noch trostloser. Erst am Ende des ersten Tages erhoben sich eine paar Berge, die für etwas Abwechslung sorgten. Am zweiten Tag erreichte ich am Abend die Meroe Pyramiden. Es gab kleinere auf der linken Seite und größere auf der rechten Seite der Straße. Ich entschied mich dafür, die kleineren noch am Abend anzusehen und daneben zu nächtigen. Zuerst war niemand in der Nähe, doch als ich etwa fünf Minuten da stand und die Pyramiden bewunderte, kamen aus dem Nichts zahlreiche Kinder mit Souvenirs angerannt. Ein Kamel wurde auch noch aufgetrieben, um mir den Abend mit einem Ritt zu versüßen. Ich machte ihnen klar, dass ich nach einem langem Tag auf dem Rad nicht auch noch Lust hatte, auf einem Kamelrücken umhergeschaukelt zu werden und zeigte auf meine Taschen und meinte nur, die wären schon voll. Ganz umsonst waren sie aber nicht herbei gekommen, schließlich gab es noch das Fahrrad zu bestaunen, um welches sie sich kurzerhand im Kreis setzten. Ich ließ das Tandem bei meinen Bewachern und ging mir die Pyramiden anschauen. Anschließend baute ich mit viel Publikum mein Zelt auf und kochte meine Nudelsuppe. |
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Ohne dass ich gestört wurde, verbrachte ich die Nacht direkt neben den Pyramiden. Kurz nach Sonnenaufgang machte ich mich auf dem Weg zu den größeren Pyramiden. Auch dorthin führt nur eine kleine sandige Piste. Am Eingang begrüßen mich ein paar Männer, die mir an Ständen Souvenirs verkaufen wollen. Ein Weiterer wollte auch noch ein Eintrittsgeld haben. Ich machte ihm klar, dass ich nur bezahlen würde, wenn ich auch ein Ticket bekomme würde. Er meinte daraufhin nur, ja, ich bekomme eines in fünf Minuten. Lust zu warten hatte ich aber nicht, also machte ich mich schon mal ohne Ticket auf den Weg und bewunderte die Grabbaukunst aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Die Pyramiden sind vielleicht zehn bis zwanzig Meter hoch und stehen auf einem, vom Sand mittlerweile eingenommenem Hügel. Sie sind deutlich steiler als die Pyramiden von Giza. Ich genoss den Anblick und machte mich wieder auf den Rückweg. Am Tor angelangt, war niemand mehr zu sehen. Ich nutzte die Gelegenheit und fuhr ohne Ticket so schnell wie möglich weiter. Ein schlechtes Gewissen hatte ich nicht, denn die Regierung hat schon genug Geld für Permits, Registrierung und Visum von mir erhalten.
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Von Attbara aus nahm ich einen Bus nach Port Sudan. Die Familienkutsche fuhr im Stadtzentrum ab und wurde mit allem erdenklichem Kram innen und außen beladen. Am Ende kamen auch noch sechs Personen in jede Reihe hinein. Um einer Mautstation zu umgehen, fuhren wir nicht auf der neuen Straße, sondern die ersten 20 Kilometer auf einer schlechten Piste. Nach ein paar Stunden wurde für das leibliche Wohl gesorgt und ein Eimer mit kaltem Wasser und einer Tasse durch die Reihen gereicht. Den schwarzen Peter hatte immer derjenige gezogen, der gerade den Eimer hatte als wir durch ein großes Schlagloch fuhren. Aus den angekündigten sechs Stunden Fahrzeit wurden elf Stunden und so erreichten wir Port Sudan erst gegen zwei Uhr Nachts. Ich baute mein Fahrrad wieder zusammen und fuhr die ca. 6 Kilometer in die Stadt. Immer wieder wurde ich von einzelnen Hunden attackiert und weckte so die an der Straße schlafenden Sudanesen. Da es mit Hotels auch nicht so glorreich aussah, also beschloss ich, die Nacht auch an der Straße zu verbringen. Ich fragte zwei Wachleute, die irgendein Büro bewachten, ob ich neben ihnen auf dem Gehweg schlafen dürfte. Sie hatten nichts dagegen und so holte ich meine Isomatte und Schlafsack raus und schlief die restlichen Stunden der Nacht. Am nächsten Morgen merkte ich, dass ich mitten in der Stadt an der zentralen Marktstraße genächtigt hatte.
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Bei Tageslicht war die Hotelsuche ein wenig einfacher, aber es kostete mich doch über eine Stunde, bis ich eine halbwegs bezahlbare Absteige gefunden hatte. Der Sudan ist ein teures Pflaster. Unterkünfte, die in Ägypten noch wenige Dollars gekostet hatten, kosten hier schnell mal 50 bis über 100 Dollar. Man kann sich dann vorstellen, welche Absteigen man für 10 Dollar bekommen kann.
Den ganzen Tag über informierte ich mich in den Büros der Schiffsgesellschaften nach einem geeigneten Schiff, welches mich in den Jemen bringen könnte. Die Suche schien mir am Abend sehr aussichtslos. Niemand machte mir Hoffnungen und so buchte ich am Abend noch via Internet einen Flug von Khartoum in den Jemen. Schnell wollte ich noch ein Busticket für den nächsten Tag kaufen, doch aus dem „schnell“ wurde nichts. Nach langem Hin und Her machte man mir klar, dass ich nur ein Ticket kaufen könne, wenn ich auch ein Permit, eine Reiseerlaubnis hätte. Das Permit würde ich am nächsten Tag gegen 10 Uhr bekommen, die Busse fuhren aber schon um 5:30 Uhr. All meine Kontakte - auch zu einem Polizei Chef nach Khartoum - halfen nichts, ich musste noch einen Tag warten.
Am nächsten Morgen war der Hotelbesitzer so nett, mit mir zur Polizei zu gehen. Alleine wäre es unmöglich gewesen, die einzelnen Büros zu finden.
Beim Einwanderungsbüro begann die Schnitzeljagd „Permit“:
Im ersten Büro erhielt ich ein Formular mit dem Auftrag, es zu kopieren und auszufüllen. Darüber hinaus sollte ich die drei schönsten Stempel der Stadt suchen, Briefmarken im Wert von 50 Dollar draufkleben und jeden einzelnen Schritt von einem Beamten, der mindestens drei Sternen auf der Schulter trägt, mit verschieden farbigen Kugelschreibern beglaubigen lassen. Am Ende noch zwei Passbilder anheften und innerhalb der Öffnungszeiten wieder zurückkehren. Drei Stunden später und mit nochmals 15 Dollar weniger, die für Rikschafahrten draufgegangen waren, kehrte ich ins Büro zurück und erhielt meinen verdienten Preis: ein Reise-Permit nach Khartoum. Nun konnte ich auch ein Busticket kaufen und den Bus am nächsten Morgen nach Khartoum nehmen.
In der Nacht erreichte ich die Hauptstadt und verließ den Sudan in aller Früh mit dem Flugzeug in Richtung Jemen. Vorher musste ich selbstverständlich auch noch mal ein paar Dollar bezahlen, um das Land verlassen zu dürfen.
Der Sudan ist kein einfaches Reiseland, vor allem die Bürokratie macht es dem Reisenden nicht leicht. Beachten sollte man auch, dass in mindestens zwei Teilen des Landes gerade Krieg herrscht. Teuer ist das Land zudem auch noch. Aber trotzdem war es eine interessante Erfahrung, im größten Land Afrikas Fahrrad zu fahren. Die Menschen im Norden sind überaus freundlich, hilfsbereit und nicht aufdringlich. Dennoch war ich innerlich froh, dieses Land früher als geplant zu verlassen.
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