Bericht 8: Kairo 15.10.07 - 22.10.07; Kilometer: 4900 - 4950;

Mit einem starken Rütteln setzt der Flieger auf der Landebahn in Kairo auf. Fast im selben Moment stehen schon die ersten Passagiere im Gang und bemühen sich ihr Handgepäck aus den Ablagen zu holen. Der Erste, der den Flieger verlässt, hat ein gutes Gefühl, diese Schlacht für sich entschieden zu haben und den ersten Platz in der Schlange an der Passkontrolle. Ich gebe mich geschlagen und trotte entspannt als einer der Letzten aus dem Flugzeug. Wenig später gelange auch ich zur Passkontrolle und bekomme für 15 Dollar einen schönen, funkelnden Aufkleber in den Pass. Gegen 3 Uhr in der Früh habe ich all mein Gepäck vom Laufband geklaubt, das Fahrrad ist wieder als solches zu erkennen und ich verabschiede mich winkend von den Polizisten, die mir beim Zusammenschrauben des Fahrrads zugeschaut hatten. Einer meint noch stolz, wenn ich mal im Fernsehen zu sehen bin, dann kann er seinem Sohn erzählen, dass er mir geholfen hat! Ich dränge mich durch die Menschentraube, die auf ihre Ankömmlinge wartet und betrete nun afrikanischen Boden.

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Die Luft ist immer noch sehr warm in den frühen Morgenstunden und die Straßen sind für die Uhrzeit erstaunlich gut gefüllt. Immer wieder frage ich Polizisten, die am Straßenrand Wache schieben, nach dem Zentrum und nähere mich so dem „Downtown“ der 19 Millionen Metropole. Doch auf einmal finde ich mich auf einer Hochstraße wieder und es gibt keinen Ausweg mehr. Zwei Fahrspuren, nur in eine Richtung, begrenzt von einer 1,5 Meter hohen Betonmauer und über den Dächern von Kairo. Erst denke ich es handelt sich um eine normale Brücke, aber dafür ist sie zu lang. Erst nach ca. 5-10 Kilometern gibt es die erste Ausfahrt und ich kann die Stadtautobahn verlassen. Nach insgesamt 1,5 Stunden Fahrerei erkenne ich in der Ferne das Hilton Hotel, endlich ein Orientierungspunkt. Jetzt kann ich das erste Mal meine Position auf dem Stadtplan ausmachen. Das Hotel, welches ich mir im Internet rausgesucht hatte, ist auch schnell gefunden. Doch es sieht nicht gerade einladend aus. Eine dicke Stahlkette verschließt eine große Eisentür. Daneben ein Klingelknopf, der auf das Hotel verweist. Nach mehrmaligen Klingeln meldet sich eine verschlafene Stimme und meint nur: „full, full, come back in afternoon!“ Oh man, es ist fünf Uhr in der Früh und ich bin fertig! So muss nun der Afrika lonely planet herhalten und mir eine neu Unterkunft ausspucken. Gleich in der Nähe gibt es ein weiteres Hostel, aber es befindet sich im dritten Stock. Also schleppe ich das Fahrrad in den Hauseingang und nehme das Gepäck mit nach oben. Ich habe Glück, die Tür ist offen und die Rezeption hell erleuchtet. Ich bekomme ein einfaches Zimmer und schlafe sofort nach einer angenehmen Dusche ein.

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Gleich am nächsten Tag treffe ich, vor der Deutschen Botschaft, Michael und Sebastian. Die beiden Deutschen sind mit einem Landrover auf dem Weg nach Kapstadt. (siehe Link: „getroffene Reisende“) Da wir die Öffnungszeit verpasst haben, beschließen wir erst einmal etwas zu essen und die Stadt zu erkunden. Die beiden haben eine sehr gute und preiswerte Unterkunft ausfindig gemacht und so entscheide ich mich, auch am nächsten Tag das Hotel zu wechseln. Auf dem siebten Stock des Hauses befindet sich eine große Dachterrasse und rings herum ein paar Zimmer. Hier genießen wir die Abende und halten uns strikt an die islamischen Regeln, dass nur von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang Alkohol getrunken werden darf, bzw. ist dies unsere Auslegung. Tagsüber schlagen wir uns auf den Botschaften rum und entdecken die Stadt.

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Um auch mit der Außenwelt in Kontakt zu bleiben, aber auch um in Ägypten selbst zu telefonieren, ist es sehr sinnvoll, sich eine lokale Sim-Karte für das Handy zu kaufen. Die Karte kann man für umgerechnet drei Euro erwerben und die nationalen und internationalen Gespräche sind auch recht günstig. Normalerweise geht man dazu einfach in einen Laden und kauft diese - aber nicht so Michael. Er ließ sich erst einmal zu einem Tee einladen, um die Preisverhandlungen ins Laufen zu bringen und schließlich wurde ihm nicht nur die Simkarte zum Kauf angeboten, nein, auch Jasmin, die Tochter des Geschäftsinhabers. Doch so recht wollte er nicht auf den Deal eingehen. Da half es auch nicht, dass Jasmin Jungfrau war und sehr gut Tee kochen konnte. Er machte dem Besitzer klar, dass im Landrover kein Platz für Jasmin sei und zu Hause eine Frau auf ihn wartete. Nach einer Stunde verließ er schließlich das Geschäft und war stolzer Besitzer einer Sim-Karte.

In Kairo lernte ich auch Mohammed kennen, ein 22-jähriger Ägypter, der am Goethe-Institut Deutsch gelernt hat und nun im Ausländerbüro der Universität arbeitet. Mohammed zeigte uns, Sebastian, Michael und mir die ganze Stadt. Fast jeden frühen Abend waren wir mit ihm unterwegs. Er zeigte uns Stellen, die wir so nie gesehen hätten: die Müllstadt, die Friedhofstadt oder eine Schifffahrt auf dem Nil mit einem traditionellem Segelboot. Vorher meinte er noch: „Ihr könnt auch etwas von dem alkoholischem Getränk, welches die Deutschen so gerne trinken, mitbringen.“ „Bier?“ „Ähh, ja Bier!“ Das Einzige, was uns ein bisschen unangenehm war, dass er uns überall einlud und wir es nicht einmal versuchen durften etwas zu bezahlen. Mir gelang es einmal ein bisschen Tee und Wasserpfeifen zu bezahlen und als er es bemerkte, war er richtig sauer und meinte mit ernster Mine: “Mach das bloß nicht noch einmal!“ Was soll man darauf reagieren? Wenn er nach Deutschland kommt, dann ist er Gast bei uns.

Wie hieß es so schön bei der WM? „Die Welt zu Gast bei Freunden“


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